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Jan Frodeno: Nicht nur über Zeiten und Platzierungen definiert werden

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Am kommenden Samstag startet Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno beim zweiten Rennen der Dextro Energy ITU Triathlon WM-Serie im südkoreanischen Seoul. Für Frodeno, der im Vorjahr bei der Premiere der WM-Serie Vierter wurde, verlief der Tour-Auftakt vor gut drei Wochen in Sydney alles andere als optimal. Nach einem Radsturz fand sich „Frodo“ nur auf Rang 32 in der Ergebnisliste wieder. tri2b.com hat wenige Tage vor dem Abflug nach Südkorea mit dem Saarbrücker über den Stand der Saisonvorbereitung und die zweite Auflage der WM-Serie gesprochen.

tri2b.com: Der Start in die WM-Serie ist in Sydney mit dem Sturz beim Radfahren sehr unglücklich verlaufen. Was hast du aus dem Rennen in Australien für die weitere Saisonvorbereitung mitgenommen? 
Jan Frodeno (J. F.): Es gab keinen Grund im Training was zu verändern. Die Form war gut. Solche Missgeschicke gehören zu einem Rennsport halt dazu. Aber ich kann mir nix vorwerfen. Die Position im Pulk war eigentlich perfekt. Ich war an vierter, fünfter Stelle in der Gruppe. Es waren nur noch 500 Meter bis zur Wechselzone, eine enge Kurve und dazu noch Kopfsteinpflaster und schon waren die Lenker auf einmal ineinander. Ich kann glücklicherweise sagen, bei so vielen tausenden von Kilometern war das der erste Sturz seit langem. Und ich bin auch noch wirklich glimpflich davon gekommen. 

tri2b.com: Also konntest du im Anschluss gleich wieder normal trainieren? 
J.F.: Von der Tapete war eigentlich nicht viel ab (lacht). Nur der lange Rückflug aus Australien war mit den schmerzenden Prellungen natürlich sehr mühsam. Und danach musste ich im Training erstmal mit Handschuhen Rad fahren. Weitere Einschränkungen gab es nicht. 

tri2b.com: Im Vorfeld hatte dich die Presse zitiert: „Ich möchte der erste Triathlon-Olympiasieger sein, der auch Weltmeister wird“. Nach dem Rennen von Sydney schrieb dann Sport1 „Unger lahm zu Fuß, Frodo fällt vom Sattel“. Ärgern dich solche, bewusst kritisch aufgemachten Berichte? 
J.F.: Eigentlich nicht. Es gehört halt in unserer Medienlandschaft dazu, dass Überschriften stark polarisieren. In den meisten Berichten wurde ja auch fair berichtet vom unverschuldeten Sturz und der dann noch folgenden guten Laufzeit. Außerdem war das Feedback an der Strecke von den Fans sehr, sehr erstaunlich. Denen hat es wahnsinnig gefallen, dass sich einer nach einem Sturz noch so reinhängt und beim Laufen alles gibt, anstatt auszusteigen. Und auch die Einträge auf Facebook und in meinem Gästebuch der Website waren allesamt positiv. 
tri2b.com: Es ist jetzt deine zweite Saison, in der du als Olympiasieger an der Startline stehst und auch das zweite Jahr in der WM-Serie. Was hab ihr, du und dein Trainer Roland Knoll, an Erfahrungen von 2009 nach 2010 mitgenommen und in der Vorbereitung verändert? 
J.F.: Es bedarf keines größeren Trainingswissens – der Sommersportler wird nun mal im Winter gemacht. Fehlen da die Umfänge, dann ist es schwer in der Saison die intensiven Belastungen gut zu verkraften und eine gute und stabile Wettkampfform aufzubauen. Wer Roland Knoll besser kennt und vielleicht schon mal in den Genuss kam, nach seinen Plänen zu trainieren, der wird wissen, dass seine Programme sehr anspruchsvoll sind und einem alles abverlangen. Roland hat mir aber nach der olympischen Saison die Freiheit gelassen, dass Leben etwas zu genießen. Das ist jetzt wieder anders. Als leistungsorientierter Sportler hat man nun mal am meisten Spaß, wenn man versucht wirklich 100 Prozent aus seinem Körper rauszuholen. Daran habe ich in der Vorbereitung auf diese Saison sehr konsequent gearbeitet. 

tri2b.com: Neben der vollen Konzentration auf den Sport engagierst du dich auch in sozialen Projekten, wie beispielsweise die Erdbeben-Hilfe für Haiti, oder stehst als Pate für ein Triathlon-Nachwuchsförderprogramm zur Verfügung. Lässt sich so etwas gut mit Hochleistungssport auf Weltklasseniveau verbinden? 
J. F.: Der Sport bietet einem unendlich viele Möglichkeiten, mehr zu sein, als nur über Zeiten und Platzierungen definiert zu werden. Ich möchte ein Sportler sein, der über den Tellerrand hinaus schaut. Da ich wirklich Vollzeittriathlet bin und nicht studiere, kann ich dies gut mit dem Training abstimmen. Außerdem bin ich in der sehr glücklichen Lage, mir solche Projekte selbst auszudenken oder auszusuchen. Dies wäre aber sicher nicht möglich, wenn ich nicht ein so tolles Team und Freunde um mich herum hätte. 

tri2b.com: Zurück zur WM-Serie. Bis der Weltmeister 2010 gekürt ist, stehen siebenmal Rennen über die olympische Kurzdistanz an. Im Vorfeld von Sydney sagte dein Trainer Roland Knoll in einem Radmagazin, der WM-Serie würden andere, noch zuschauerfreundlichere und kürzere Wettkampfformate gut tun. Was sagst du als Athlet dazu? 
J. F.: Das würde ich so auch unterschreiben. Vom Training sind wir alle sehr variabel ausgelegt. Ich könnte mir schon einen Triple-Sprint, oder sogar Fünfer-Sprint vorstellen. Ein Format mit Vorläufen usw. Hier könnten sich auch mal Außenseiter gut in Szene setzen. Für die Zuschauer vor Ort und im Fernsehen wäre so was sicher sehr interessant. Wobei ich mir sicher bin, dass am Ende die gleichen Athleten vorne sind, als nach der klassischen Kurzdistanz. 

tri2b.com: Weißt du ob solche Überlegungen seitens der ITU schon spruchreif sind? 
J. F.: Solche Überlegungen gibt es auf jeden Fall. Aber wir dürfen nicht vergessen, wir sind gerade mal im zweiten Jahr der WM-Serie. Die Serie hat viel dazugelernt in diesem Jahr, beispielsweise hinsichtlich der Kommunikation mit den Athleten. So eine Entwicklung braucht seine Zeit. Das höchste der Gefühle im Triathlon, wie auch in allen anderen Sportarten, ist und bleibt aber Olympia und hier wird sich an den Wettkampfstrecken sicher nichts ändern. 

tri2b.com: Zum Schluss würden wir von dir gerne wissen, wie du die Taperphase bei einem Rennen in Übersee gestaltest. Lange Anreise und letzte Trainingseinheiten müssen ja unter den Hut gebracht werden? 
J. F.: tri2b.com: Ich habe jetzt neun Tage vor dem Rennen die letzte sehr harte Einheit gemacht, wo ich danach richtig am Boden lag. Danach kommt die Phase in der sich richtig erholt wird. Davor gibt es ja auch immer kleine Erholungsphasen, aber richtig frisch fühlt sich anders an. Vier Tage vor dem Rennen geht es dann nach Seoul. Ich versuche immer abends zu fliegen und mir tagsüber richtig Stress rein zu packen, allerlei erledigen, Sachen packen und noch mal trainieren. Dann am Abend in den Flieger steigen und schlafen. Die letzten Tage vor dem Rennen sind dann sehr individuell. Meiner Meinung ist das genau die Kunst, die einen guten und einen sehr guten Triathleten unterscheiden. Zu wissen wie der Körper reagiert und was er noch an letztem Trainingsreiz braucht. Das kann man nicht vorab bis ins Letzte planen. Am Tag vor dem Rennen wird dann in allen drei Disziplinen noch ganz kurz angerissen. 

tri2b.com: Ist es ein Geheimnis oder verrätst du uns das Programm der letzten harten Einheit? 
J. F.: Es waren lange Berganläufe als Intervalltraining. Von der Intensität gesteigert bis zur Maximalbelastung. 

tri2b.com: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in Seoul .

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