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Ideale Vorbereitung: Langdistanz auf Schlittschuhen

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Vorbereitung mal anders: Auf dem Weißensee in Kärnten findet jedes Jahr eine Eislaufveranstaltung statt, die schon zur Tradition geworden ist. Auch für Triathleten ist das eine interessante Abwechslung vom Trainingsalltag ...

James Bond ist schuld: 1987 jagte er in „Hauch des Todes“ in seinem britischen Hightech-Flitzer über das Eis des Weißensees. Ein Jahr später kamen die ersten Holländer zu dem auf knapp 1.000 Meter hoch gelegenen und zuverlässig zugefrorenen See in Kärnten. In den Niederlanden ist Eisschnelllaufen nämlich Volkssport. Die 11-Städte-Tour über die vereisten Grachten Frieslands ist eine der wichtigsten Sportveranstaltungen überhaupt im Land. Nur wird es in Friesland seit langem nicht mehr kalt genug. Und so tragen die eisverrückten Oranjes seit nunmehr 24 Jahren ihre „Alternative 11-Städte-Tour“ am Weißensee aus, der quasi zum Hawaii der Eisschnellläufer wurde: Aloha Haweißensee!

4.000 Teilnehmer in zwei Wochen machen es zum größten Eissport-Event der Welt. Zehn Rennen werden ausgetragen: vom „Toertocht“, also einem Volkslauf, bis zur Niederländischen Profi-Meisterschaft. Die Besten der Disziplin sind daheim ähnlich bekannte Stars wie die Fußball-Heroen. Hobbysportler – natürlich auch Nicht-Holländer – können sich kurzfristig vor Ort anmelden und auf dem 12,5 Kilometer langen Rundkurs so lange laufen, wie sie wollen. Ziel ist freilich immer, die 200-Kilometer-Distanz zu schaffen, das Zeitlimit liegt bei 11 Stunden. Spätestens bei diesen Zahlen dürften Triathleten hellhörig werden!

Radfahren auf Eis

Wer nicht gerade um den Sieg mitläuft, absolviert im Skating-Schritt auf Kufen ein im Winter ideales Grundlagen-Training. Spiegelglattes Eis bremst kaum, außer bei starkem Gegenwind bleibt der Puls stundenlang im grünen Bereich. Die tiefe Haltung belastet vor allem die Oberschenkel, was dem Radfahren zugute kommt. Ein dynamischer Abdruck aus dem Sprunggelenk ist für die aktive Lauftechnik gut. Windschnittig über das Eis zu gleiten, trainiert Rücken-und Nackenmuskulatur, was wiederum die Aero-Position auf der Triathlon-Maschine imitiert. Balancieren auf der dünnen Kufe stärkt die Fußmuskulatur. Koordination und Gleichgewichtssinn werden geschult. Und das alles in schönster Natur, umrahmt von Karnischen und Gailtaler Alpen.

Abends zur Aprés Eis-Party

An der Weißenseer Eisakademie können Anfänger die ersten Schritte auf Kufen erlernen. Aber auch Einsteiger oder Eisläufer mit wenigen Trainingskilometern auf den Kufen können sich an einen Eis-Marathon wagen. 40 oder 50 Kilometer sind in einem einigermaßen fitten Zustand in zwei bis drei Stunden zu schaffen. Der Weltrekord über 200 Kilometer liegt übrigens bei 5 Stunden 11 Minuten, aufgestellt natürlich von einem Holländer am Weißensee!

An Equipment braucht es nicht viel: Fahrradhelm, warme Rad-oder Laufklamotten, für Anfänger sind Ellbogen -und Knieschützer ratsam, denn Stürze passieren auf Natur-Eis mit seinen Rissen immer wieder. Die meisten Hobby-Läufer benutzen ein raffiniertes Schlittschuh-System: einige Hersteller montieren auf ihre Edelstahl-Kufen handelsübliche Langlauf-Bindungen der Firma Salomon. So kann man seine knöchelhohen Langlaufschuhe benutzen. Dadurch läuft man viel stabiler als in speziellen niedrigen Renn-Schlittschuhen, wie sie die Profis tragen. Eishockey-Modelle sind nicht geeignet, für lange Touren auf Eis sollten die Kufen über 40 Zentimeter lang sein. Wer mal in den faszinierenden Sport hineinschnuppern möchte, kann am Weißensee kostenlos Schlittschuhe ausleihen.

Abends treffen sich die fliegenden Holländer bei den vielen Aprés Eis-Partys, den „Blarenbällen“: „Blaren“ ist holländisch und heißt Blasen. Nach 200 Kilometern auf Kufen sind Blasen an den Füßen unvermeidlich. Mit den Verpflegungsstellen, den Ständen der Sportartikel-Industrie und dem Medientrubel erinnert dieses Eislaufevent stark an die großen Triathlons. Die „Alternative 11-Städte-Tour“ ist neben dem Ironman in Klagenfurt das größte Sportereignis Kärntens. Und so mancher einheimische Triathlet hält sich im Winter nicht nur auf Langlaufskiern fit, sondern auch auf Schlittschuhen.

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