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Lindau Triathlon: Premiere mit den Eisheiligen

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Ein bisschen überraschend für die Veranstalter des Premieren-Triathlons in Lindau meldeten sich kurzfristig zwei ungebetene Gäste an: Pankratius und Servatius, besser bekannt als die Eisheiligen, die am 12. und 13. Mai ihr Unwesen treiben ...

Ein bisschen überraschend für die Veranstalter des Premieren-Triathlons in Lindau meldeten sich kurzfristig zwei ungebetene Gäste an: Pankratius und Servatius, besser bekannt als die Eisheiligen, die am 12. und 13. Mai ihr Unwesen treiben. Nach fast 30 Grad am Freitag zogen die fiesen Heiligen die Temperaturen am Samstag auf 11 Grad runter, es regnete im Strömen. Zur Erleichterung der 350 gemeldeten Athleten war es am Wettkampf-Morgen trocken, aber frisch. Dem Veranstalter Claudius Pyrlik blieb bei gemessenen elf Grad Wassertemperatur im Bodensee nichts anderes übrig als das Schwimmen in das schöne 50 Meter-Becken des Strandbades Eichwald zu verlegen. „Ich hatte mich schon auf Frostbeulen eingestellt“, meinte ein Teilnehmer erleichtert. Im Pool war es wollige 26 Grad warm.

Und so schickte der ehemalige Triathlon-Weltmeister Pyrlik die Starter in verschiedenen Startgruppen los, drei bis sechs Athleten teilten sich eine Bahn, was zu weniger Gedränge als befürchtet führte. Zur Premiere in Lindau hatte sich Pyrlik verschiedene Wettbewerbe ausgedacht. Eine verkürzte Mitteldistanz mit eigentlich 2.000 Metern Schwimmen im Bodensee, 60 Kilometern Rad auf einem 7,5 Kilometer langen Rundkurs durch das Industriegelände und einen 15-Kilometer-Lauf am Bodensee-Ufer entlang. Daneben gab es eine klassische Olympische Distanz und einen Volkstriathlon. Vor allem freute sich der Veranstalter über die vielen Teilnehmer beim Einsteiger-Triathlon sowie über die Schüler und die engagierten Staffel-Starter. Im Becken wurden die Schwimmstrecken allerdings halbiert. Die Zuschauer freuten sich, da sie die Triathleten vom Beckenrand aus nächster Nähe beobachten konnten. Da keine Einheits-Bademützen ausgegeben wurden, erinnerte der Auftakt an eine morgendliche Trainingseinheit: die vielen bunten Badekappen zogen in braver Wasserschatten-Ordnung durch die Bahnen. Kaum einer dürfte böse gewesen sein, bei elf Grad nicht im See bibbern zu müssen.

Glauben an die Fairness

Die komplett gesperrte Radstrecke ist total flach, führt an Fabrik-und Lagerhallen vorbei, nur beim Kamelbuckel, einer Überleitung der Bundesstraße 12, sind zwei, drei Wiegetritte angesagt. Ansonsten fordert der Zickzack-Kurs durch das Industriegelände vor allem die Lenk – und Brems-Fertigkeiten der Athleten. „Eigentlich war das eine Aneinanderreihung von Antritten“, meinte der Zweitplatzierte der Mitteldistanz Philipp Mock, „die Aero-Position für meinen Ironman im Juni konnte ich hier kaum trainieren, dafür kann ich jetzt von 0 auf 100 beschleunigen.“ Acht Mal musste der Kurs von den Mitteldistanz-Startern geradelt werden, eigenwilliger Wendepunkt war auf dem Gelände des Hauptsponsors BMW Unterberger. Zur Überraschung der Athleten gingen den Helfern am sogenannten Wendehammer schon bald die Gummihandbänder aus, mit denen die zurückgelegten Runden gezählt werden sollten. So blieb nichts anderes übrig, als an die Fairness der Anderen zu glauben. Die Transponder-Zeitnahme war nur auf der Laufstrecke installiert, wer also auf der Radstrecke abkürzen wollte, hätte es ohne Weiteres tun können.

An den Ergebnissen haben die Veranstalter aber keine Zweifel: die Mitteldistanz entschied Andrej Heilig in 2:45:49 Stunden für sich vor Philipp Mock und Andreas Burckhardt. Bei den Frauen war erwartungsgemäß Dagmar Gard am schnellsten (3:17:23), gefolgt von Kim Peßler und Ursula Utz. Auf der Olympischen Distanz schob sich mit Manuela Heimerl eine junge Frau auf Gesamtplatz 3 hinter Ralf Fischer und Eike Wittig.

Alles in Gehweite

Optisches Highlight des Lindauer Triathlons ist sicherlich der abschließende Lauf am Ufer entlang, eine Runde von 2,5 Kilometern. Da hatten sich dann auch die ersten Spaziergänger eingefunden und applaudierten respektvoll. Ansonsten war die Stimmung sehr familiär und wurde mit zunehmender Sonnenwärme immer heiterer. Abgesehen vom Fauxpas mit den Rundenbändern war die Premiere in Lindau gut organisiert, es ist ein Wettkampf der kurzen Wege mit einer übersichtlichen Wechselzone und allen wichtigen Plätzen in Gehweite. Dank zahlreicher Helfer hat die Absperrung hervorragend geklappt, auch die Verpflegungsstellen entlang der Strecke funktionierten perfekt. Im Ziel hätte sich der ein oder andere etwas mehr Futter für die Speicher als Banane und Cola gewünscht. Ansonsten kann man Claudius Pyrlik und seinem Team zu dem Erstling in Lindau nur gratulieren. Der frühe Zeitpunkt in der Saison und gerade die verkürzte Mitteldistanz dürften künftig noch mehr Athleten anziehen, die sich auf größere Ziele vorbereiten und sich schon mal Wettkampfhärte holen wollen. Und vielleicht gelingt es Claudius Pyrlik ja im nächsten Jahr, Pankratius und Servatius, die Eisheiligen, vom Wettkampf auszuschließen…

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