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Vorschau DM: Keine Sandkastenspiele

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Bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft in Frankfurt/Main streitet sich ein Top-Starterfeld um den Titel im Triathlon. Klaus Müller-Ott spricht bereits von einem „der wichtigsten nationalen Entscheidungen in diesem Jahr“ ...

Am Sonntag werden die neuen Deutschen Meister gekürt

Als Roland Knoll vor zwei Jahren einmal gefragt wurde, wie er denn so den Kurs hier in Frankfurt finde, hat er entsprechend seiner direkten Art ziemlich treffsicher geantwortet: „Das ist wie beim Rennen Rund ums Einkaufszentrum.“ Und damit wollte der Mann aus Ingolstadt gesagt wissen, dass die Deutschen Meisterschaften über die Olympische Distanz am Frankfurter Rebstockbad für Athleten wahrlich kein Aufreger sind. Vor allem der Radkurs durch das menschenleere Messegelände war nicht nur für Knoll eine öde Angelegenheit, prickelnde Triathlonatmosphäre wollte nie aufkommen. Und hätte man nicht am selben Tag auch Breitensportler ins Wettkampfprogramm integriert die dann nach ihren Rennen auf der Strecke blieben um den Spitzenleuten zuzujubeln – die Kulisse wäre arg mager ausgefallen.

Nun ist wieder DM-Zeit, zum fünften Mal trifft man sich am Sonntag in Frankfurt zur Meisterschaft, die ja eine internationale deutsche ist, wie im vorigen Jahr ist auch noch die zweite Bundesligastation integriert, und Klaus Müller-Ott spricht bereits von einem „der wichtigsten nationalen Entscheidungen in diesem Jahr“. Kontinuierlich habe sich der Charakter der Frankfurter Veranstaltung verbessert, sagt der Präsident der Deutschen Triathlon Union (DTU). Weil er aber auch weiß, dass das große Glück nicht am Rebstockbad liegt, plant die DTU bereits Großes: Ein City-Triathlon in der Frankfurter Innenstadt soll künftig für das Flair sorgen, das eine Meisterschaft verdient. Schwimmen im Main, Radfahren durchs Frankfurter Zentrum mit Wechselzone und Ziel auf dem zentralen Römerberg (wo auch der Ironman endet), das wärs. „Die Stadt Frankfurt hat für solche Innovationen ein offenes Ohr“, sagt Müller-Ott, „auch wir haben viel vor. Wir werden alle Register ziehen“.

Am Sonntag gibt es erst einmal wieder Triathlon am Autobahnzubringer, allerdings mit einer Meisterschaft, die es in sich hat. Abgesehen davon, dass an diesem Tag durch die vielen Breitensportrennen insgesamt 838 Athleten unterwegs sind, sind die Eliterennen diesmal so gut besetzt wie selten. Es kommt viel zusammen: Bundesliga, Meisterschaft – und neuerdings kann man auch in Frankfurt Punkte sammeln für die Weltcuprangliste, die ja wiederum wichtig ist für die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2004. „Unsere Athleten müssen nicht mehr so viel reisen“, sagt Bundestrainer Ralf Ebli, „mit Hannover, Hamburg und Frankfurt kann man dreimal in Deutschland ITU-Punkte holen. Das ist doch was“. Aber noch nicht alles. Bei dieser Meisterschaft geht es außerdem um die Qualifikation für die Europameisterschaft der Junioren, um Startplätze für das Team bei der Studentenweltmeisterschaft am 11. August in Japan und es geht darum, wer bis zum Jahr 2004 der Sportfördergruppe der Bundeswehr angehören darf. Einen Ländervergleichskampf der B-Jugendlichen gibt es übrigens auch noch.

Für das Starterfeld gibt es nur eine Bezeichnung: klasse. Bei den deutschen Männern fehlen lediglich Lothar Leder (er startet am selben Tag in Bonn) und Dirk Bockel (sieben Wochen nach seinem Radsturz in Südamerika kommt er erst langsam auf die Beine); bei den Frauen können Joelle Franzmann (Adduktorenverletzung) und Barbara Kösser (Oberschenkelzerrung) nicht antreten. Alle anderen sind vor Ort, auch Stephan Vuckovic (Asics Team Witten), der am Mittwoch bei der DM-Präsentation beinahe vergessen wurde von der DTU, als die Namen der Prominenten aufgezählt wurde. Ralf Ebli wies dann aber darauf hin, dass der Olympiazweite von Sydney nach seinem schlimmen Jahr 2001 noch nicht zu den Favoriten zählen würde und in Frankfurt „nur im submaximalen Bereich“ mitmachen werde. Außerdem sei es keineswegs so, dass Vuckovic in einem Paralleluniversum zur DTU leben würde, „er gehört auch zu uns“, betonte der Bundestrainer.

Ein Quartett beschreibt die Männer für den maximalen Bereich: Daniel Unger, Maik Petzold, sogar Christian Weimer und Andreas Raelert, der „Sonnyboy deutschen Triathlons“ (Ebli), sind nur für den Bundestrainer die Männer, die es zu schlagen gilt bei der nationalen Titelvergabe. Junioren-Weltmeister Christian Dehmer (TuS Griesheim) stuft sich selbst als gut genug ein für eine Top-Fünf-Platzierung. Auf jeden Fall sei für die jungen Männer die Zeit der Sandkastenspiele der Juniorenrennen vorbei, meinte der Bonmot-sichere Bundestrainer, „jetzt müssen sie sich auf dem Spielplatz der Großen beweisen. Am Sonntag spritzt das Laktat in die Schenkel“.

Wie gesagt, hier geht es um die nationale Wertung. Es ist ziemlich sicher, dass der deutsche Meister nicht als Erster ins Ziel kommt, denn wenn Männer wie Kris Gemmel (Neuseeland/Witten/Sechster der Weltrangliste), Shane Reed (Neuseeland/9.) oder Craig Cunningham (Australien) dabei sind, dann hängen die Trauben hoch für Einheimische. Und weil die beiden Letztgenannten für den SV Schramberg starten, dürfte diesem Super-Team auch der Sieg in der Bundesligawertung nicht zu nehmen sein, wie schon beim Auftakt in Gladbeck. Teamkamerad Weimer hat zwar nach seinem Trainingssturz beim Radfahren am vorigen Sonntag noch ein paar Schmerzen an Armen und Beinen, ist aber enorm selbstbewusst: „Der Sieg in Frankfurt geht nur über uns, da können die anderen aufbieten wen sie wollen, auch einen Vize-Olympiasieger.“

Und die Frauen? Die wiedererstarkte Anja Dittmer (SC Neubrandenburg), Christiane Pilz (SC Fiko Rostock) und Anja Heil vom Startnet Team DSW Darmstadt werden die Schlagzahl vorgeben. Dass die Tschechin Lucie Zelenkowa (für Darmstadt startend) oder die Niederländerin Silvia Pepels (Uerdingen) ihre Weggefährtinnen werden dürften, sollte niemanden überraschen. Am Sonntag sind 17 Uhr die Siegerehrungen für das Männer- und das Frauenrennen, spätestens dann wird man mehr wissen.

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