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Christiane Pilz: Das ist längst noch nicht alles

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Christiane Pilz verteidigt in Frankfurt souverän ihren Titel als internationale deutsche Meisterin über die Olympische Distanz und denkt bereits viel weiter: Die Olympischen Spiele von Athen sind das Ziel der Athletin vom SC Fiko Rostock ...

Christiane Pilz verteidigt in Frankfurt souverän ihren Titel als internationale deutsche Meisterin über die Olympische Distanz und denkt bereits viel weiter: Die Olympischen Spiele von Athen sind das Ziel der Athletin vom SC Fiko Rostock.

Nach so einem Rennen muss man sich einfach mal kurz hinsetzen. Durchschnaufen, ein Jubelschrei, kurz die harten Oberschenkel lockern – und dann fertig machen zum freuen. Das Wort souverän ist eine nüchterne Beschreibung für den Auftritt über 1:54:13 Stunden von Christiane Pilz. Aber so war es eben, das Rennen der alten und neuen internationalen deutschen Triathlonmeisterin über die Kurzdistanz vom SC Fiko Rostock. Schon als die Frau mit den roten Schuhen die erste Runde der Laufstrecke hinter sich hatte war eigentlich keine mehr in Sicht, die Schritt halten konnte. Keine Anja Heil, und schon gar keine Anja Dittmer, die bis ins Ziel auf den Rängen zwei (1:54:36) und drei (1:55:26) blieben.

Als dann Christiane Pilz in der Gluthitze des schattenlosen Zielraumes der Frankfurter Meisterschaften kurz ihre Gedanken geordnet hatte, da fiel sichtbar der Druck von ihr der sich aufgebaut hatte nach einer mäßigen ersten Saisonhälfte. „Ich wollte heute zeigen, dass ich besser bin.“ Und diesen Klassebeweis tritt sie offenbar gerne in Frankfurt an. Vor zwei Jahren etablierte sie sich als Zweite hinter der diesmal verletzten Joelle Franzmann in der nationalen Spitze, ein Jahr später schaffte sie den Titel – und nun dessen Verteidigung. „Das konnte man im Vorfeld dieser Meisterschaften wirklich nicht erwarten.“

Es war eine Fünfergruppe, die nach den 1,5 Kilometern Schwimmen im 19 Grad kühlen Rebstockweiher auf die Radstrecke ging. Ute Mückel (Bayer 05 Uerdingen) kam zuerst aus dem Wasser (19:25 Minuten), eine Sekunde später Anja Heil (DSW Startnet Team Darmstadt), die zuvor so vor Kraft strotzte, dass sie einfach neben, statt hinter Mückel unterwegs war. Dann kamen Christiane Pilz (19:28), sowie die überraschend starken Ricarda Lisk vom VfL Waiblingen (19:30) und Nina Fischer (SCD Ingolstadt/19:31). Und Anja Dittmer, die Favoritin? Das Schwimmen war für die Neubrandenburgerin schlichtweg ein Desaster. Blöd angestellt habe sich, irgendwie sei sie zu weit rechts abgetrieben worden, dann noch der ungeliebte Neopren-Anzug, und weil sie ja auch nicht die Überschwimmerin ist, wie sie selbst zugibt, kamen bei so viel Erschwernissen eben satte 55 Sekunden Rückstand heraus auf das Führungsquintett.

Anja Dittmer fuhr dann in der Verfolgergruppe ein beherztes Radrennen auf den langweiligen 40 Kilometern durchs Frankfurter Messegelände, als sie dann in die Wechselzone bog, war der Vorsprung auf rund 15 Sekunden geschmolzen. Mit 1:00:39 Stunden hat die Europameisterin von 1999 die schnellste Radzeit im Frauenfeld erzielt – aber diese Tempobolzerei war Kräfte zehrend. Denn die fünf an der Spitze radelten harmonisch über die sechs Runden, Christiane Pilz sprach zwar hinterher, dass sie leichte Probleme hatte, im Rhythmus zu bleiben – aber so hat das nie ausgesehen. Nach 1:01:19 Fahrzeit war das Quintett wieder in der Wechselzone, und die junge Ricarda Lisk (im Ziel sehr gute Sechste in 1:56:51) immer noch dabei. Dann gab es die erwartete Zäsur, und die Langdistanzlerin Ute Mückel verlor rasch den Anschluss auf den letzten zehn Kilometern. Dass sie später noch auf einem starken siebten Rang ins Ziel kam (1:55:26 Stunden) spricht dennoch für sie.

Vorne rannte Christiane Pilz leicht und locker durch die schwüle Hitze, dahinter schon stapfend Anja Heil – Anja Dittmer gab sich bereits nach zwei Kilometer geschlagen. Schon beim finalen Wechsel war ihr Elan gebremst, keinen Stress habe sie sich machen wollen. So gewinnt man natürlich keine wichtigen Rennen, offenbar war sie auch nicht ganz fit an den Start gegangen: Denn am noch Dienstag rannte sie bei einem Sportfest in Magdeburg 3000 Meter in 9:38 Minuten – eine meisterschaftswürdige Vorbereitung sieht anders aus.

Christiane Pilz wirkte später so, als ob ihre Saison jetzt erst richtig losgehen würde. Oh ja, viel hat sie noch vor. Selbstbewusst geht sie die Europameisterschaft an, die Ende Juli in Ungarn ausgetragen werden: „Ich hoffe auf Platz eins, zwei oder drei.“ Und weil sie erst 26 Jahre alt ist und nach einer kleinen Laufbahn als Seglerin gerade einmal sechs Jahre kontinuierliches Triathlontraining betreibt, denkt die Frau aus Rostock gleich noch in größeren Kategorien: „Ich will zu den Olympischen Spielen nach Athen.“

Solche Ziele hat Anja Heil nicht mehr, als 30jährige plant man vorsichtiger. Wie Christiane Pilz trainiert am liebsten daheim anstatt im Leistungszentrum der Deutschen Triathlon Union (DTU) in Saarbrücken. Ende 2000 hat der Verband ihr mitgeteilt, dass sie mit 28 Jahren zu alt sei für eine Leistungsperspektive – Kaderausschluss. Im DTU-Kader liegt die Altersgrenze bei 26 Jahren, Anja Heil weist vorsichtig darauf hin, dass im Ausdauersport 26 Jahre nicht die Welt sind, „alle Olympiasieger waren deutlich älter“. Sie geht jetzt eigene Wege, hat in diesem Jahr zu sich selbst gefunden, sagt sie, zum Verband habe sie keinen Kontakt mehr. „Man grüßt sich nicht einmal mehr.“ Zur Europameisterschaft wird sie auf keinen Fall mitfahren, erstens werde sie eine Woche zuvor in Schliersee starten, zweitens habe sie berufliche Verpflichtungen als Schwimmtrainerin in Roßdorf bei Darmstadt. Berauschend fand sie ihren zweiten Meisterschaftsplatz, Christiane Pilz unterdessen suchte noch nach dem passenden Wort für ihre Gefühlslage. „Was ich heute gezeigt habe, ist längst noch nicht alles“, sagte sie dann. Daran sollte man nicht zweifeln.

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