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Kommentar: Standortfrage

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Fünf Jahre Meisterschaft in Frankfurt bedeuteten fünfmal öde Veranstaltungen. Jetzt reagiert die DTU. Auch richtig? ...

Fünf Jahre Meisterschaft in Frankfurt bedeuteten fünfmal öde Veranstaltungen. Jetzt reagiert die DTU. Auch richtig?

Als Christiane Pilz als alte und neue deutsche Meisterin ins Ziel gelaufen kam, wurde sie begleitet von der Musik eines Fanfarenzuges. Der spielte auch auf vor dem Start des Männerrennens – mit der deutschen Nationalhymne. Für eine moderne Sportart wie Triathlon ist das eher eine altbackene Begleitung, aber es passt eben zum Rahmen der Meisterschaften in Frankfurt. Es werde zwar Jahr für Jahr besser, bemerkte Christiane Pilz – aber das muss gar nichts heißen.

Geschätzte 2000 Menschen verfolgten die beiden Hauptrennen, es waren im Prinzip wieder nur Begleiter und Starter der Jedermann- und Jugendrennen am Vormittag. (Veranstaltungssponsor Mainova sprach am Abend von 8000 Zuschauern, verwegener fiel selten eine Prognose aus.) Der Standort am stadtfernen Rebstockbad lockt eben keine Laufkundschaft an – und deswegen will nun Klaus Müller-Ott handeln. „Im nächsten Jahr wird es keine Meisterschaft in Frankfurt geben“, sagt der Präsident der Deutschen Triathlon Union (DTU). Wo denn? Hannover sei im Gespräch, über Frankfurt denke man nach für die Titelkämpfe 2004. Die DTU will ihre Meisterschaften künftig dort positionieren, wo Leben ist: in den Innenstädten der Metropolen. Hannover, Berlin – selbst Düsseldorf wären für Müller-Ott geeignete Standorte. Frankfurt natürlich auch, aber eben mitten in der Innenstadt. Doch dazu müsste geklärt werden, ob man im Main, der auf Stadthöhe ein ziemlich dreckiger Fluss ist, überhaupt ohne gesundheitsschädliche Folgen schwimmen kann. Und außerdem mahnt der DTU-Chef an, dass sich Frankfurt überlegen sollte, wie man sich bei Events positionieren wolle.

Hoppla, das klingt ganz so, als ob der Verband mit seinem Sport so populär ist in Deutschland, dass sich eine Großstadt schon dafür bewerben muss, eine Veranstaltung auszutragen. Offenbar verspürt die DTU viel Selbstbewusst sein, seit man mit der Hamburger Agentur Upsolut ins Gespräch gekommen ist, die ja im deutschen Radsport für Belebung gesorgt hat: Ebenfalls in Hamburg wurde ein populäres Weltcuprennen installiert, die Deutschland Tour ist auch das Produkt der geschäftstüchtigen Hamburger – die sich jetzt allerdings wieder mit Gedanken tragen sollen, aus dem Radsport auszusteigen. Weil sie ihre ganze Kraft dem Triathlon widmen?

Ein bisschen komisch ist, dass Müller-Ott an traditionelle Standorte wie Darmstadt überhaupt nicht mehr denkt Meisterschaftsvergaben. Denn hier soll ja das olympische Triathlonrennen 2012 stattfinden, falls Frankfurt und damit die Rhein-Main-Region den Zuschlag als Veranstalter bekommt. „Uns gefällt die geplante Olympiastrecke in Darmstadt nicht“, sagt Müller-Ott. Es ist die Frage, ob er sie wirklich kennt, und es ist die Frage, ob es einem Fachverband nicht gut zu Gesicht stehen würde, eine olympische Bewerbung mit zu tragen mit einer schönen Meisterschaft auf der geplanten Olympiastrecke. Vielleicht denkt er ja so – aber eben großstädtischer. Denn Hamburg und Düsseldorf sind auch Olympiabewerber.

Ob es dem Verband aber gelingt, eine Sportart stark zu machen, wenn man sie in die Großstädte verpflanzt, ist zweifelhaft. Nach wie vor hat die DTU nur rund 20.000 Mitglieder und ist im großen Sportbusiness eine kleine Nummer. Warum stützt man erst nicht die Basis mit traditionellen Standorten wie in Xanten, Immenstadt oder Darmstadt und klettert dann mit viel Rückenwind eine Stufe höher. Die Metropole allein macht noch kein Triathlonfieber, die Leute vor Ort müssen den Sport kennen und die Begeisterung mit tragen. Nur so funktioniert auch das System in Roth, deswegen ist dieser ländliche Standort immer noch populär, auch ohne Ironman-Status. Noch immer ist Triathlon eine Randsportart, und der Verband ist nicht so stark, wie er tut. Das gepriesene Kadersystem wurde bei der Meisterschaft am Sonntag ziemlich blamiert, die beispielsweise vorher hoch gelobten Dehmer (platter Hinterreifen) oder Weimer (platt im körperlichen Sinne) oder der indisponierte Petzold mögen das belegen. Und Stephan Vuckovic, der einzige Kurzstreckenstar von öffentlichem Interesse, geht schön auf Distanz zur DTU, die ihn nicht einmal zur Pressekonferenz vor den deutschen Meisterschaften eingeladen hat – eine Athletin übrigens auch nicht. Solche Versäumnisse gleichen auch keine Hochglanzevents in Großstädten aus.

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