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Ironman France – heimliche Premiere mit handfesten Überraschungen

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Vier Ironman-Rennen gibt es inzwischen in Europa, doch irgendwie blieb der französische Familienzuwachs bisher fast unbemerkt. Dabei hat der Ironman France wie sein Bruder in Klagenfurt in Mark Allen einen Paten, der sich für Qualität in der Organisation und im selektiven Streckendesign verbürgt. Den Teilnehmern der Premiere in Gérardmer mag im Rennen phasenweise die Freude darüber vergangen sein, am Tag danach aber wird der Stolz nicht nur bei den Siegern Karin Thürig und Francois Chabaud überwiegen ...

„Commence à bouger“ – „Fang’ an, Dich zu bewegen“! – Wer den Franzosen bisher eine feine Ironie nicht zugetraut hat, muss sich eines Besseren belehren lassen: Runde 2.700 Höhenmeter in einem Dreirunden-Kurs über 180 Radkilometer sind weit mehr als ein Bewegungsprogramm und könnten einen Beitrag dazu geleistet haben, dass sich das Gros der Athleten in dieser Saison noch auf die bestzeitverdächtigen Rennen in Klagenfurt (am 7. Juli) und Frankfurt (am 18. August) konzentriert. Im übersichtlichen Starterfeld von „nur“ knapp 1000 Athleten waren die Favoriten an einer Hand abzuzählen. Der Rennausgang bot trotzdem handfeste Überraschungen.

Wer ist Chabaud?
Hat schon einmal jemand den Namen Francois Chabaud gehört? So heißt nämlich nach 8:54:57 Stunden der erste Champion des Ironman France, der lange Zeit vom Schweizer Philippe Achleitner geprägt worden war. Chabaud hatte sich zur Rad-Halbzeit an die Spitze gesetzt und war nach über sieben Minuten Vorsprung zum Marathonstart nie mehr in Gefahr geraten, eingeholt zu werden. Der Schweizer Stefan Riesen (8:56:00) und die Deutschen Timo Bracht (9:18:47) und Uwe Widmann (9:22:35) hatten in den bis auf knapp 1000 Meter ansteigenden Bergen der Radstrecke bereits zur ersten Verfolgergruppe Achleitners und später dann Chabauds gehört. Achleitner übrigens finishte schließlich auf Platz fünf.

Thürig wird Neunte – im Gesamtklassement
Die Sensation des Tages war aber wohl der überlegene Sieg der Schweizer Duathletin Karin Thürig, die in Frankreich nun endgültig den Transfer in den Langtriathlon vollzog. Ein neunter Rang im Gesamtklassement in 9:44:53 Stunden und 33 Minuten Abstand zur zweitplatzierten Frau Gina Kehr (10:17:17) zeugen übrigens nicht von einer zu geringen Qualität des Frauenfeldes. Die große Favoritin des Rennens, die Kalifornierin Wendy Ingraham, verlor ihre deutliche Führung des Schwimmauftaktes (dritter Gesamtrang) bereits nach der Hälfte der Raddistanz und konnte sich von Platz sechs im zweiten Wechsel erst auf den letzten 10 Kilometern des Laufs wieder auf den vierten Rang (10:26:10) nach vorn kämpfen. Die laufstarke Ariane Gutknecht war mit 10:22:11 Stunden zu weit enteilt und hatte da schon als Dritte die Finishline überquert. Die Mitfavoritinnen Robyn Roocke (AUS) und Sophie Delemer (FRA) waren bereits in der zweiten Rennhälfte zurückgefallen.

Schön wie Klagenfurt – selektiv wie Lanzarote
Mark Allen scheint also eine Vorliebe für bergige und landschaftlich reizvolle Radstrecken zu entwickeln – fast mehr noch als zu seinen aktiven Zeiten. Sein Input in den Ironman Austria hatte diesem in kürzester Zeit zu höchstem Niveau in der Organisation und zu einem Weltklasse-Starterfeld verholfen. Diese Handschrift war nun auch in Gérardmer bereits zu erkennen. Damit bilden Lanzarote und Frankreich einen reizvollen Kontrast zu den mehr als doppelt so großen Ironman-Rennen in Klagenfurt und in Frankfurt. Im Jahr 2003 dürfte der französische Ableger der WTC mit seinen 50 Hawaii-Slots daher bei deutlich mehr Athleten eine Rolle in der Saisonplanung spielen, als in der sehr gelungenen Premiere.

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