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ITU Weltcup: Kommt die Zeit der deutschen Punktesammler?

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Das erste Drittel der Weltcup-Punktehatz ist ’rum, doch die Mannschaft der Deutschen Triathlon-Union steht nach ITU-Zählern schlechter da als zum Ende des vergangenen Jahres. Dahinter steckt allerdings eine wohlüberlegte Taktik ...

Nichts für nervöse Hemden: Das erste Drittel der Weltcup-Punktehatz ist ’rum, doch die Deutsche Triathlon-Union steht nach ITU-Zählern schlechter da als zum Ende des vergangenen Jahres. Nach dem viel versprechenden Saisonauftakt in St. Petersburg, Florida kaum noch Punkte für das deutsche Gemeinschaftskonto, der Weltcup im britischen Salford lief solala. Dahinter steckt angeblich aber ein wohlüberlegter Plan.

Sicher, ein etwas weniger holpriger Auftritt in Salford hätte auch dem Bundestrainer Spaß gemacht: Daniel Unger – als bestplatzierter deutscher Mann nur „auf einem zufriedenstellenden“ 14. Platz – hat noch nicht die nötige Tempohärte für ganz vorn, der EM-Achte Andreas Raelert „konnte sein Potential diesmal nicht abrufen“ und verlor im abschließenden Zehner eine unnötige Minute, Stefan Vuckovic „hatte gut trainiert, er war aber zum britischen Weltcuptermin noch platt.“

Derzeit nur zwei Startplätze
Nur mit der Leistung Sebastian Dehmers (17.) und natürlich dem dritten Platz von Joelle Franzmann äußerte sich Bundestrainer Ralf Ebli im Gespräch mit tri2b.com „voll zufrieden.“ Seit dem beeindruckenden Weltcup-Auftritt der Deutschen Nationalmannschaft in Florida Ende April hatte nur die Deutsche Vizemeisterin ihre Weltranglisten-Punkte vermehren können.

Alle anderen Kollegen haben längst gehörig an Boden verloren. Nach der aktuellen Punkteliste stünden der Deutschen Nationalmannschaft der Männer wohl nur noch zwei Olympische Startplätze zu. Bei den Australiern und Nordamerikanern, bei Briten und Spaniern dagegen brummt das Konto nur so.

“Wettkampfterror ignorieren wir“
Für Ebli ist der derzeitige Leistungsstand der Deutschen trotzdem „kein Grund zur Nervosität. Ich beobachte die Entwicklung im Weltcup mit einem wachen Auge – ich verlasse mich aber auch auf unser sorgfältig durchdachtes Konzept“, erklärt er. Den ‚Wettkampfterror’ anderer Nationalteams, die derzeit kaum irgendein Punkterennen ausließen, hält er kaum für einen langfristig funktionierenden Ansatz. „Sie alle könnten hinten ’raus platzen“. Mehr als sechs Rennen kann ohnehin kein Athlet in die Wertung einbringen.

Trainingsplanung hochkompliziert
In der Tat könnten sich Abgeklärtheit und Nervenstärke für die Deutschen im vorolympischen Jahr auszahlen, denn das Timing ist hochkompliziert: Topform im Frühjahr für die nationalen und europäischen Titelkämpfe, vorzeigbare Leistungen zum „Heimweltcup“ in Hamburg Anfang September, Bestform Anfang Dezember für die Weltmeisterschaften in Neuseeland. Dazwischen möglichst hohe Punktzahlen für die Weltrangliste und schon wieder Weltmeisterschaftsniveau im Frühjahr 2004 – das ist auch für die Trainingsmethodiker eine enorme Herausforderung.

Einige Tage Urlaub verordneten die Trainingsstrategen ihrem Kader nach den eher mäßigen Europameisterschaften. Dann ging es in die Höhe, ins südfranzösische Font Romeu, zur ausgiebigen Grundlagenarbeit unter Sauerstoff knappen Bedingungen. So richtig auszahlen soll sich das erst in den kommenden Wochen, wenn der Höheneffekt richtig greift, wenn er vielleicht mit einem zweiten Trainingsblock jenseits der 2000 Meter über Meereshöhe weiter stabilisiert werden kann.

Bockel sagt verletzt ab
Jetzt allerdings, in Tiszaujvaros (HUN) am kommenden Wochenende, da sollen endlich wieder wichtige ITU-Pünktchen hereingeholt werden. „Wer in England vor Wochenfrist nicht zum Zuge kam, soll in Ungarn ’ran“, gibt Ebli die Marschroute vor.

Ärgerlich, dass ausgerechnet der derzeit zweitbeste Deutsche der Rangliste eine Mittelfußverletzung noch nicht auskuriert hat: Dirk Bockel sagte heute die geplanten Rennen in Ungarn und den USA (New York City) ab und hofft, „für Hamburg, vielleicht Nizza, aber ganz sicher Madrid und Cancun wieder in Form“ zu kommen.

Petzold noch mit großem Rückstand
Genauso Maik Petzold, der Deutsche Meister und mit einem einzigen Weltcup-Resultat dennoch bester Deutscher in der ITU-Hierarchie. Er entschied sich vor einigen Stunden gegen den angekündigten Start in Ungarn und will seinen noch erheblichen Formrückstand mit konzentrierter Trainingsarbeit am Olympiastützpunkt Saarbrücken wettmachen.

„Weder für den Kopf noch für den Formaufbau wäre ein Rennen gut, bei dem ich vermutlich bestenfalls 30ster werden könnte“, sagt Petzold. Ein schwerer Radsturz kurz vor der EM hatte den Adelsberger aus der Spur geworfen, zwei Infekte in Folge hatten den Wiedereinstieg verzögert.

Nachwuchsleute suchen den Anschluss
Christian Weimer will nach seinem unglücklichen Bänderanriss zwei Tage vor der EM nun wieder einsteigen, weiß aber „im Moment selber nicht genau, wo ich stehe. Die Verletzung hat mich doch mehr Zeit gekostet als geplant.“ Auch er hofft auf Hamburg. Rene Göhler, wegen einer Hautinfektion bis vor kurzem mit Antibiotika behandelt, war mit Platz 27 in Salford auch nicht wirklich glücklich. Nun versucht er sein Glück am kommenden Wochenende bei der Militär-WM in Holland.

Die DM-Dritte Ricarda Lisk „will mit neuer Kraft und Motivation in Tiszaujvaros wieder einsteigen“ und das DNF von Karlsbad abhaken. Sie kennt und mag den Kurs vom Vorjahr.Talent Janine Härtel laboriert noch an ihrer hartnäckigen Hüftverletzung, die schon ihren EM-Einsatz in Karlsbad in T2 beendet hatte. Sie ist vielleicht erst in Madeira im September wieder zurück.

Pilz plant Comeback an der Seite von Dittmer
Auf das Comeback der zweifachen Deutschen Meisterin Christiane Pilz in Ungarn darf man allemal gespannt sein. Seit einigen Wochen scheint die mysteriöse Entzündung eines Bandes im linken Knie wieder im Griff, mit „ganz viel Umfang im Schwimmen und gutem Radtraining bei meinem Freund in Spanien“ habe sie sich in anständige Form gebracht, meint sie selbst.

Morgen kommt Pilz aus der Höhe der Pyrenäen und reist nach Tiszaujvaros. Dort „will ich Anja Dittmer auf dem Rad helfen. Wer weiß, vielleicht gelingt uns ja die Flucht nach vorn.“ Das täte jetzt sicher dem gesamten Team gut.
Zaehler

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