tri2b.com

Michael Göhner: “Nur als Profi kannst du vorne mitmischen”

Beliebteste Artikel

Innerhalb von zwei Jahren hat sich Michael Göhner zu einer der ganz großen deutschen Nachwuchshoffungen auf der Langstrecke entwickelt. In Frankfurt könnte der Reutlinger den Großen ein Schnippchen schlagen ...

Innerhalb von zwei Jahren hat sich der Reutlinger Michael Göhner zu einer der ganz großen deutschen Nachwuchshoffungen auf der Langstrecke entwickelt. Schon bei der Premiere auf der Triathlon-Urdistanz (Zürich 2004) blieben die Uhren bei 9:04 Stunden stehen und bedeuteten zudem gleich die Qualifikation für Hawaii. Dort kam der 26-Jährige als 33. ins Ziel am Alii Drive und gewann seine Altersklasse. Im letzten Jahr drückte der Laufspezialist in Roth seine Bestzeit auf 8:21 Stunden und wurde Fünfter. Ein Aufstieg, dem in der neuen Saison eine richtige Siegesserie folgte.

tri2b.com: Schon im letzten Jahr hast du bei einigen Rennen aufhorchen lassen. Fünfter in Roth, Rang sechs bei der Mittel-DM und 40. auf Hawaii. Und jetzt diese Siegesserie. Deutscher Duathlonmeister, Sieger in Erding und beim Kohler Haardman. Hast du insgeheim damit gerechnet?
Michael Göhner (M.G.): Insgeheim habe ich schon gehofft, dass es durch den Schritt ins Profilager und den damit verbundenen deutlich höheren Trainingsumfänge zu einer weiteren Leistungssteigerung kommt. Natürlich kann man aber nicht damit rechnen, gleich solche Erfolge einfahren zu können.

tri2b.com: Beim Laufen scheint die Konkurrenz gehörig Respekt vor dir zu haben. Woher kommt die Stärke in der dritten Disziplin?
M.G.: Ich komme ursprünglich aus dem Läuferlager. Allerdings hatte ich da keine Perspektive mehr gesehen und hab es dann einfach mal mit dem Triathlon probiert.

tri2b.com: Darf man deine Bestzeiten erfahren?
M.G.: Auf 10 Kilometer steht meine Bestleistung bei 29:48 Minuten und im Marathon bei 2:20 Stunden. In der deutschen Spitze hätte ich sicher mitrennen können. Aber international? Selbst wenn du an die 2:10 im Marathon hinläufst, dann fehlen dir zu den besten Afrikanern nochmals fünf Minuten. Das sind immer noch Welten.

tri2b.com: Anfang 2006 bist du zu den Profis gewechselt, Was hast du davor neben dem Sport gemacht?
M.G.: Ich habe ganz normal Vollzeit als Bankkaufmann und Finanzplaner gearbeitet. Im Laufe des vergangenen Jahres wurde mir dann aber immer mehr klar, dass ich nur eine Sache richtig machen kann. Wenn du voll im Job stehst, dann kannst du sportlich nicht ganz nach vorne kommen.

tri2b.com: Ein mutiger Schritt. Gibt es für dich eine Deadline, bis zu der du dich als Triathlonprofi etabliert haben willst?
M.G.: Bis jetzt läuft es so, wie ich es mir vorgestellt habe. Allerdings wird man an den Ergebnissen der Topevents gemessen. Für dieses Jahr habe ich mir in Frankfurt die Qualifikation für Hawaii und dort einen Platz unter den ersten 20 als Ziel gesetzt. Ich werde mir auf jeden Fall zwei Jahre Zeit geben. So lange bin ich auch von meinem ehemaligen Arbeitgeber, der Volksbank Reutlingen, freigestellt worden. Eigentlich denke ich schon, dass ich auch längerfristig als Profi Erfolg haben kann.

tri2b.com: Wie war die Umstellung vom Feierabend-Sportler zum Profi. Plötzlich ist das Training die Arbeit. Alles muss auf den sportlichen Erfolg ausgerichtet werden. Kommst du damit gut zurecht?
M.G.: (lacht) Bis jetzt ist mir zumindest noch nie langweilig geworden. Das tägliche Training macht mir ungemein Spaß und ich genieße es auch mal zwischen den harten Einheiten einen Mittagsschlaf zumachen. Klar habe ich jetzt mehr Zeit als damals als Feierabend-Sportler. Den Großteil davon investiere ich aber in das Training. Im letzten Jahr kam ich im Schnitt auf 15 Stunden Training pro Woche. Jetzt als Profi pendelt der Umfang zwischen 20 und 40 Stunden, je nachdem ob eine Belastungs- oder Erholungswoche ansteht.

tri2b.com: Hat sich organisatorisch beim Training etwas geändert?
M.G.: Früher gab die Arbeit die Struktur vor. Training in der Früh, dann in die Bank und am Abend das zweite Training. Jetzt kann ich selbst den Tagesablauf organisieren. Das hat aber auf Anhieb gut geklappt.

tri2b.com: Gerade die deutliche Anhebung des Trainingsumfangs muss ja entsprechend gut geplant sein. Hilft dir dabei ein Trainer?
M.G.: Mit Klaus Ludwig aus Veitsbronn habe ich einen erfahrenen Trainer gefunden, der mir die komplette Rahmenplanung abnimmt. Einmal in der Woche tauschen wir uns aus und besprechen das Training. Das klappt ganz unproblematisch. Im letzten Jahr hatte ich mir die Programme noch selbst zusammengeschustert. Durch meinen Job musste ich das Pensum von Tag zu Tag planen, da ich nie genau sagen konnte, wann ich aus der Arbeit raus komme. Erst jetzt macht eine genaue Trainingsplanung Sinn, da ich mich genau danach richten kann.

tri2b.com: Dein Teamkollege beim Erdinger Alkoholfrei Team, Faris Al-Sultan, hatte einmal in einem Interview gesagt, dass er mal einen Ironman gewinnen wolle. Das war 2004. Jetzt ist er der Hawaii-Champ. Gibt es solche Pläne auch bei Michael Göhner?
M. G.: Jeder Sportler hat das Ziel, möglichst erfolgreich zu sein. Deshalb träume ich als Langdistanzler natürlich von einem Sieg bei einem Ironman – am liebsten wäre mir da sicherlich der auf Hawaii. Aber man muss sich auch realistische Ziele setzen. Aktuell wäre auf Hawaii ein Platz direkt hinter den Top Ten absolut super. Über mehr mache ich mir momentan keine Gedanken. Spätestens für 2007 habe ich mir aber schon einen Platz auf dem Treppchen eines Ironmans vorgenommen.

tri2b.com: Danke für das Interview. Vielleicht klappt es ja schon in Frankfurt beim Kampf um den Titel mitzumischen. Wir drücken dir dazu am 23. Juli ganz fest die Daumen.

Beliebteste Artikel