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Anti-Doping-Konferenz einigt sich auf Profilizenz und erweiterte Tests

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Eine Woche nach dem Dopinggeständnis von Nina Kraft hat eine eigens einberufene Anti-Doping-Konferenz umfangreiche Neuerungen auf den Weg gebracht. Kernpunkt der Maßnahmen: eine Profilizenz, die schnell internationaler Standard werden soll ...

Eine Woche nach dem Dopinggeständnis von Nina Kraft, die Braunschweigerin hatte am 16. Oktober den IRONMAN auf Hawaii gewonnen und war anschließend positiv auf Erythropoietin (EPO) getestet worden, hat die Deutsche Triathlon Union (DTU) reagiert und umfangreiche Neuerungen auf den Weg gebracht. Als Ergebnis des Krisengipfels teilte DTU-Präsident Klaus Müller-Ott am Mittwochnachmittag in Frankfurt die Einführung einer Profilizenz mit.

Darauf hatten sich zuvor das DTU-Präsidium, die Veranstalter des Opel IRONMAN Germany in Frankfurt sowie des Quelle Challenge in Roth und Athletenvertreter geeinigt. Die unter dem Dach der DTU eingeführte Lizenz soll bereits zum 1. Januar 2005 sowohl für die Olympische Kurz- wie auch für die Lang-Distanz Realität werden.

EPO mit erfasst
Die Lizenzinhaber schließen sich dem Sonderkader Trainingskontrollen der DTU an. Der Umfang der Kontrollen für alle Lizenzinhaber soll deutlich über das bisherige Maß hinaus erhöht werden. In den Trainings- und Wettkampfkontrollen wird auch das Medikament EPO standardmäßig mit erfasst. Wie Müller-Ott auf Anfrage mitteilte, habe es in 2004 rund 100 Kontrollen bei 33 deutschen Athleten und Athletinnen gegeben. In 2005 sollen es mindestens 150 sein.

Weltweiter Standard angestrebt
Die Profilizenz wird von den Aktiven selbst finanziert, die eingenommenen Gelder werden ausschließlich für Dopingkontrollen verwendet. Die Veranstalter verpflichten sich, Preisgelder nur an deutsche Athleten auszuzahlen, wenn sie Lizenzinhaber sind. Auf internationaler Ebene soll darauf hingewirkt werden, dass die Anstrengungen weltweit standardisiert werden. Auf Betreiben der Veranstalter der IRONMAN-Wettbewerbe in Roth und Frankfurt wird die DTU dabei intensiv mit der nationalen Antidopingagentur NADA zusammenarbeiten. Bis zum Januar soll ein gemeinsamer Maßnahmenkatalog zwischen NADA und DTU erstellt werden.

Nachträgliche Tests nicht ausgeschlossen
DTU-Geschäftsführer Jörg Barion teilte mit, dass bisher rund 15.000 EUR pro Jahr für Dopingkontrollen verausgabt wurden. Da künftig zwischen 200 und 300 Aktive beider Distanzen Inhaber der Profilizenz sein werden, werde sich dieser Betrag entsprechend erhöhen. Doch dürfte dem deutschen Triathlon-Sport trotz dieser Entscheidungen unter Umständen neues Ungemach ins Haus stehen. Denn Müller-Ott kündigte an, dass auch rückwirkend alle Proben aus Frankfurt und Roth aus diesem Jahr nachträglich auf EPO getestet würden, „sobald der juristische Weg geprüft ist.“ Kraft war als Siegerin von Frankfurt nach Hawaii gereist, auf EPO wurde sie in Deutschland jedoch nicht getestet.

Veranstalter mit Maßnahmen zufrieden
Dass sie in den USA auf dieses verbotene Mittel getestet werden würde, wusste die Hawaii-Vorjahresdritte offenbar nicht. Kurt Denk, Veranstalter des IRONMAN in Frankfurt bestätigte, dass die Entscheidung auf EPO zu testen erst wenige Wochen vor dem Wettbewerb auf der Pazifik-Insel getroffen worden sei. Allerdings wurde dies erst fünf Tage vor dem Rennen öffentlich mitgeteilt. Insgesamt warf Denk der DTU vor, in der Vergangenheit zu „blauäugig“ gewesen zu sein. Er zeigte sich aber mit den verabredeten Maßnahmen zufrieden. „Bei einer jungen Sportart wie dem Triathlon funktionieren die Selbstheilungskräfte noch besser als bei einer mehr etablierten“, sagte Denk. Von Verhältnissen wie beim Radsport könne keine Rede sein.

Nach den Dopingfällen um Katja Schumacher und Kraft ist bei der DTU noch ein weiterer Fall anhängig. „Eine Breitensportlerin ist bei einem Kurzstreckenrennen im Ausland positiv auf die Einnahme unerlaubter Substanzen getestet worden“, so Müller-Ott. „Weitere Dopingfälle sind dem Präsidium nicht bekannt.“

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