tri2b.com

DM-Mittelstrecke 2003: Kraft bleibt die Außerirdische

Beliebteste Artikel

In der Hitzeschlacht von Kulmbach siegte Nina Kraft mit mehr als 20 Minuten Vorsprung. Auch das Rennen um die Gesamtwertung entschied sie klar für sich ...

In den heißesten Titelkämpfen der deutschen Triathlongeschichte in Kulmbach dominierte Nina Kraft die starke deutsche Konkurrenz. Bei Temperaturen von 36 Grad Celsius siegte die 34-jährige Braunschweigerin im Alleingang mit mehr als 20 Minuten Vorsprung. Auch das Rennen um die Gesamtwertung entschied sie klar für sich.

Eine Stunde vor ihrem Start stapelte Nina Kraft tief: Weder vom Gesamtsieg – für die Hawaii-Zweite bei 33 Minuten Startvorsprung des Damenfeldes sicher eine lösbare Aufgabe – noch von einer klaren Favoritenrolle im Damenrennen wollte die Braunschweigerin sprechen. Die falle eher Ines Estedt zu, vielleicht auch Kerstin Lohmeyer, meinte Kraft.

Am Vortag, bei der Besichtigung der Radstrecke zusammen mit ihrem Lebensgefährten Martin Malleier, da habe sie angesichts der vielen Rampen mit 1050 Gesamthöhenmetern doch einige Male schlucken müssen: „Ich werde mir die Kräfte gut einteilen, denn eigentlich kommt dieses Rennen zwei Wochen zu früh für mich“, gab Kraft zu Protokoll. Ihr stecke Frankfurt noch in den Beinen, an einen ähnlichen Parforceritt wie dort, die Flucht nach vorn mit Puls 170, sei diesmal nicht zu denken.

Die Unsichtbare
Doch der besten deutschen Triathletin aller Zeiten steckten die Frankfurter Strapazen wohl eher im Kopf als im Körper. Kraft ließ es in den folgenden viereinhalb Stunden deutlich weniger „menscheln“: Erneut war ihre sportliche Leistung wie aus einer anderen Welt. Schon nach 500 Schwimmmetern lagen Lohmeyer und Estedt als nächste Verfolger 30 Sekunden zurück, nach dem ersten Wechsel war Kraft längst außer Sicht.

Und wollte es auch bleiben. Kraft, die gern betont, sie gestalte ihre Rennen ohne Blick auf die Konkurrenz, gab später zu, erneut „hart an der Grenze“ Rad gefahren zu sein, um Estedt auf Distanz zu halten. Zur Halbzeit der „teilweise sehr harten Radstrecke“ betrug Krafts Vorsprung 2:45 Minuten. Doch plötzlich verschwand Estedt spurlos und ohne Kommentar aus dem Rennen und aus Kulmbach – noch am Abend stand Organisator Wolfgang Pirl vor einem Rätsel.

Nur 13 Männer schneller
Mit einem Mal war Kerstin Lohmeyer Zweite, doch gegen „die Außerirdische“ verlor die Wittenerin auf den 90 Kilometern über 13 Minuten und dahinter entstand ebenfalls ein Loch von über sieben Minuten. Wie schnell Kraft unterwegs war, mag auch dadurch belegt sein, dass die Männer bis zur zweiten Wechselzone an der Kulmbacher Mönchshof-Brauerei Krafts Vorsprung nicht einmal halbieren konnten: immer noch lag die Führende mit 20 Minuten vorn.

„Da war ich mir sicher, dass es reichen würde“, sagt Kraft, deren Halbmarathon auch von den schnellen Staffelläuferinnen Kerstin Hartig und Nicole Leder nicht unterboten wurde. Das anspruchsvolle Profil des neuen Zwei-Runden-Kurses durch die Innenstadt Kulmbachs und die gnadenlose Hitze – das Thermometer kletterte bis auf 36 Grad im Schatten – verlangten allerdings auch Nina Kraft (fast) alles ab. In 4:38:09 Stunden setzte sie eine Marke, die nur 13 Männer unterboten.

Starke „zweite Reihe“
Angesichts der Dominanz der neuen Deutschen Meisterin wäre beinahe untergegangen, wie gut das Feld der Frauen diesmal besetzt war. So wurde die vierfache Kulmbacher Langdistanz-Siegerin Sabine Heinrich nach einer guten Leistung nur Zehnte und reihte sich damit hinter einigen der besten Kurzstrecklerinnen Bayerns und Nordrhein-Westfalens ein. Auf Platz zwei behauptete sich mit der zweitbesten Laufzeit Lohmeyer (4:58:24), noch einmal zwölf Minuten länger brauchte Konstanze Friedrich (ALZ Sigmaringen, 5:10:41), die deutsche Meisterin im Duathlon 2002.

Für Friedrich allerdings war das harte Rennen in Franken eines der schönsten ihrer Laufbahn: Nach monatelangen Verletzungsproblemen sah sie schon ihr Karriereende nah, sagte, sie habe sich „im Training nur noch für dieses eine Ziel“ motivieren können. Die Podiumsplatzierung in Kulmbach wird ihr neuen Mut gegeben haben.
Zaehler

Beliebteste Artikel