tri2b.com

GARMIN Alpen-Triathlon: Clarke neuer Bergkönig am Spitzing

Beliebteste Artikel

Der Engländer Will Clarke hat die 24. Auflage des Alpen-Triathlons in Schliersee gewonnen. Für eine Überraschung sorgte Patrick Lange aus Griesheim auf Platz 3. Bei den Frauen gewann die Favoritin Radka Vodickova. …

Der Engländer Will Clarke und Radka Vodickova aus Tschechien haben die 24. Auflage des Alpen-Triathlons am Schliersee gewonnen. Als erst Vierter überhaupt schaffte der Engländer die wohl härteste Kurzdistanz unter der magischen Grenze von zwei Stunden und lief nach nur 1:59:46 Stunden durch das Ziel am Spitzingsee. Obwohl es aufgrund der kühlen Witterung zu Beginn alles andere als nach idealen Bedingungen aussah, wurde es ein heißes Rennen. Starker Regen während der Nacht und niedrige Temperaturen haben den Wasserspiegel steigen lassen und den Schliersee deutlich abgekühlt.

Bei nur 17,6 Grad Wassertemperatur erfolgte um 11:15 Uhr der Start der Damen-Elite, 15 Minuten später machten sich die männlichen Spezialisten auf den Weg der Kurzdistanz und ins kühle Nass der ersten Disziplin. Möglicherweise ein Grund, warum bereits nach 17:46 Minuten Joel Vikner aus Schweden mit einer einer schnellen Schwimmeinheit als Erster wieder aus dem Schliersee stieg, unmittelbar gefolgt von Tony Dodds und Denis Vasiliev, dem Bruder des erkrankten Siegers von 2009, Ivan, der seine Teilnahme kurzfristig absagen musste.

Dem Münchner und Lokalmatador Faris Al-Sultan kamen die kühlen Witterungsverhältnisse allerdings nicht gerade entgegen, er mag es lieber heiß, wie auf Hawaii. Zu Beginn des Rennens fand er nicht gleich seinen Rhythmus und verlor im ersten Wechsel viel Zeit auf die Spitzengruppe. Unmittelbar hinter dem Ironman-Weltmeister von 2005 sprang bereits ein weiterer Langdistanzspezialist auf sein Rad. Timo Bracht schwamm gut 30 Sekunden langsamer, wechselte dafür aber sehr schnell.

Weißbier, Weißwürst und ein guter Rhythmus
Der Eberbacher bekam eine Wildcard für das Elite-Rennen beim Alpen-Triathlon und stellte sich somit zum zweiten Mal innerhalb einer Woche den Spezialisten der Kurzdistanz. Seit 10 Tagen ist der Gewinner des Ironman Lanzarote unterwegs im beschaulichen Bayern und traf, gestärkt von Weißbier und Weißwürst, schon beim Speedman in München der auf Sprinter wie Dave Matthews und Patrick Lange.

Lange hatte seinen Rhythmus schnell gefunden, er ergriff auf dem Rad immer wieder die Initiative in einer 8-köpfigen Spitzengruppe, in der auch Laurent Vidal, Will Clarke (beide EJOT Team TV Buschhütten) und Philip Balke fuhren. Ihm schien die kühle Witterung besser zu liegen und so attackierte er an beinahe jedem härteren Anstieg, noch bevor es hinauf zum Spitzingsattel ging. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Gruppe um Al-Sultan und Bracht schon 50 Sekunden Rückstand auf die Führenden.

Der Solist Bracht hingegen hielt sich etwas zurück, um einerseits Körner zu sparen und sich andererseits nicht den taktischen Finessen der Liga-Triathleten zu opfern. Das für ihn eher ungewohnte Rennformat erfordert neben einer guten Taktik auch erhöhte Konzentration. Die Spitzengruppe blieb bis Kilometer 35 zwar ständig zusammen und konnte auch den Ausreißversuchen Langes widerstehen, das Tempo war dafür hoch, so dass der Abstand auf die Verfolger allmählich wuchs. Die fuhren nach dem Geschmack des Ironman-Weltmeisters einfach etwas zu langsam und waren selbst durch ihn nicht zu motivieren die Lücke zu schließen. So bogen sie mit zwei Minuten Rückstand auf die letzte, lange Gerade, hinauf zum Spitzingsattel ein. Für Al-Sultan sollte es im weiteren Verlauf nicht dabei bleiben und während Timo Bracht von nun an eigene Wege ging, verlor der Münchener weiter Boden.

Konzentration und „Tour de France“-Gefühl
Von diesem Moment an ist jeder der Fahrer auf sich selbst gestellt und muss die 5 Kilometer mit einer durchnittlichen Steigung von fast 10 Prozent und maximalen 14 Prozent so schnell als möglich und kraftsparend klettern, um anschließend noch fit genug für die 10 Kilometer Laufen zu sein. Das klingt widersprüchlich, doch der zweifache Duathlon-Meister Patrick Lange ist das derart konzentriert und meisterlich angegangen, dass er dabei nicht gemerkt hat, wie seine Kontrahenten, einer nach dem anderen, zurückfielen. Überrascht von der eigenen Leistung schloss er am Spitzingsattel auf die Frauenspitze auf und hatte als Tagesschnellster einen Vorsprung von fast 30 Sekunden herausgefahren. Dass der nicht bis ins Ziel reichen würde, war dem Griesheimer zum Wechsel auf die Laufstrecke klar, doch Platz drei war mehr als realistisch.

Während der Rückstand des Lokalmatadors Faris Al-Sultan bis zur zweiten Wechselzone auf über 3 Minuten anstieg, kam der zweifache Europameister Timo Bracht mit jedem Höhenmeter weiter nach vorne im Feld und sammelte einen nach dem anderen, aus der längst gesprengten Spitzengruppe ein. Als Siebter und gut zwei Minuten hinter Lange durchfuhr er schließlich das Zuschauerspalier im Stile der „Tour de France“ am Spitzingsattel. Ja, sogar im Wiegetritt bewegte der 35-Jährige sein Rad die letzten hundert Meter über die Passhöhe, als hätte das Rennen gerade erst begonnen. Für den Eberbacher scheinbar schon.

Langes letzter Akt
Und so war es, denn nicht nur auf dem Rad hat Timo Bracht bis zum höchsten Streckenabschnitt die Kurzdistanzathleten ein wenig ärgern können, der letzte Akt des Tages hatte mit dem Laufen ja gerade erst begonnen. Ganz ohne Ärger über den schmelzenden Vorsprung lief Patrick Lange seine Runden in Valepp und um den Spitzingsee. Er freute sich über die gewonnene Bergwertung und die Leichtigkeit mit der er heute unterwegs war. Außer des Doppelpacks Clarke und Vidal, sollte keiner mehr den sicheren dritten Platz von Lange gefährden.

Die beiden Weltcup-Starter sollten noch eine Weile miteinander laufen, bis der zweifache britische Meister sich mit einem entschlossenen Antritt entscheidend vom Franzosen Vidal absetzen konnte. Knapp unter zwei Stunden, erst das vierte Mal ist dies Triathleten auf dem harten Kurs bisher gelungen, lief Will Clark als Erster durch das Ziel am Spitzingsee. Unterdessen flog der Eberbacher Timo Bracht von hinten immer näher heran und wurde hinter dem jungen Postdamer Christian Otto Fünfter. Faris Al-Sultan erreichte schließlich den 23. Rang mit sieben Minuten Rückstand auf den Sieger.

Favoritin setzt sich durch
Unmittelbar dahinter erreichte Radka Vodickova ungefährdet als erste Frau das Ziel nach 2:20:34 Stunden. Zusammen mit Carina Brechters war die Tschechin bereits die 1,5 Kilometer im Schliersee geschwommen und hat exzellent auf der Radstrecke mit der Triathletin aus Witten harmoniert. Hinauf zum Spitzingsattel fehlte der 21-Jährigen dann aber noch etwas die Kraft, um den Anschluss zu Vodickova halten zu können. Souverän lief die Favoritin, die sogar noch vor den Männern den Sattel passierte, dem Sieg entgegen, während Brechters die immer näher kommende Krefelderin Natascha Schmitt auf Distanz zu halten versuchte. Am Ende sollte es für Platz zwei reichen und so stand das Podium der Frauen in der Reihenfolge Vodickova, Brechters und Schmitt nach 2:23:11 Stunden fest.

Nächstes Jahr großes Jubiläum
Nach vollbrachter Arbeit erwartet dann auch im nächsten Jahr zum 25. Jubiläum die Sportler wieder traditionell die wohl süßte Abwechslung des Tages mit einem Kaiserschmarrn im Zielbereich, um die geleerten Speicher wieder mit Kohlenhydraten aufzufüllen.

Beliebteste Artikel