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Ingo Festner: Als Triathlon-Händler brauchst Du eine zusätzliche Nische

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Seit 1990 ist Ingo Festner Triathlet und hat in dieser Zeit mehr als 100 Wettkämpfe bestritten, darunter acht Ironmans. Über die Jahre ist für den Allgäuer aus dem Hobby Triathlon Schritt für Schritt ein Beruf geworden. Wir haben den Allgäuer in seinem neuen Shop besucht ...

Seit 1990 ist Ingo Festner Triathlet und hat in dieser Zeit mehr als 100 Wettkämpfe bestritten, darunter acht Ironmans. Über die Jahre ist für den Allgäuer aus dem Hobby Triathlon Schritt für Schritt ein Beruf geworden. Mit einem Endkunden-Online-Shop und dem Vertrieb von Triathlon-Produkten (u.a. die Neoprenmarke Aquaman) war er einige Jahre, neben seinem Hauptjob im öffentlichen Dienst, landauf, landab unterwegs. Im vergangenen Herbst eröffnete Festner in der Kemptener Innenstadt ein Triathlon-Fachgeschäft und widmet sich in Vollzeit dem Verkauf von Produkten für den Triathlonsport. tri2b.com hat den 44-Jährigen in seinem Kemptner Geschäft besucht und zu seinem mutigen Schritt befragt.

tri2b.com: : Woher kam die Motivation, einen sicheren Job an den Nagel zu hängen und beruflich voll auf den Triathlonsport zu setzen, schließlich warst Du beruflich ja gut abgesichert?
Ingo Festner (I. F.) Die Liebe zum Triathlon. Wenn du den Sport 25 Jahre lang machst, dann war irgendwann der Zeitpunkt erreicht, wo ich mir vorstellen konnte, das Hobby auch zum Beruf zu machen und das Wissen, dass man sich über Jahre angeeignet hat, gewissermaßen auch zu vermarkten. Die Quintessenz hieß: lieber Spaß an der Arbeit zu haben als ewig im Büro zu sitzen und einen Job zu machen, der einen nicht voll erfüllt.

tri2b.com Wobei Du ja sogar verbeamtet warst?
I.F.:Stimmt in der Tat. Ich hab das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit gekündigt, um dem nach zu gehen, was mir mehr Spaß macht. Aber das war ja kein Schritt von heute auf morgen. Es ist aber auch die Geschichte gewesen: Man baut sich langsam was auf, man sieht, es funktioniert und irgendwann sagst du dir ganz klar, was macht mehr Freude? Eine 80 bis 90-Stundenwoche funktioniert halt über ein, zwei Jahre. Deshalb musste ich mich irgendwann entscheiden: Bürojob oder Triathlon-Business.

tri2b.com: Wie schaut es jetzt mit dem wirtschaftlichen Druck aus. Als Du zweigleisig gefahren bist, war der Verdienst ja immer sicher?
I.F.: Der Druck ist natürlich größer. Das sichere Einkommen mit der Einstellung, jeden Monat kommt sowieso ein Geld, ist jetzt nicht mehr. Jetzt musst du dich immer rühren und es muss immer was gehen, aber lieber komme ich jetzt einmal mit 200 Euro weniger im Monat aus und muss mich nicht mehr in ein Büro quälen, wo ich gar keinen Spaß hatte.

tri2b.com: Jetzt bist Du aber bei weitem nicht der einzige, der so einen Weg versucht einzuschlagen. Mit verschiedensten Geschäftsidee wird versucht, mit der Sportart Triathlon Geld zu verdienen und es gibt es auch einige sehr aktuelle Beispiele, dass vielversprechende Geschäftsgründungen schnell wieder in der Insolvenz endeten. Hat man so was im Hinterkopf?
I.F.: Ich kann regional sagen, dass das Allgäu nicht mehr die Triathlon-Hochburg ist, wie noch in den 90er Jahren. Auch damals gab es in der Region schon Triathlon-Läden, wie beispielsweise den Sport-Alpin, der zweigleisig fuhr mit Skilanglauf im Winter, Mountainbike usw… Ich glaube, rein auf der Triathlonschiene ist es sehr schwer, um auf Dauer zu überleben. Das funktioniert nicht. Du musst dir deshalb immer noch eine zusätzliche Nische suchen, die in deiner Region keiner belegt, und das ist bei mir im Allgäu ganz klar der der Schwimmsport.

tri2b.com: Du bist jetzt stationärer Händler mit einen Online-Shop und hast in den ersten Jahren Deiner Tätigkeit auf den Online-Vertrieb gesetzt. Wie hat sich Deiner Ansicht nach der Online-Handel im Triathlonsegment verändert?
I.F.: Man sieht halt immer wieder, dass es genügend neue Online-Händler gibt, die dann irgendwann den Preisverriss anfangen und mit Kampfpreisen locken. Letztendlich ist es aber so, dass spätestens nach zwei, drei Jahren die Preise auch im Netz ähnlich wie im stationären Handel sind, sofern es die Händler dann überhaupt noch gibt. Auch im Online-Handel sind bestimmt Gewinnmargen notwendig, um überleben zu können. Klar wird es immer irgendeinen geben, der mit einem Hammerangebot um die Kundschaft buhlt. Aber letztendlich weiß er ganz genau, von fünf verschickten Schuhen bekommt er mindestens zwei zurück, weil sie nicht passen. Dann ist oft nicht mal mehr das Porto verdient.

tri2b.com: Ein anderes Thema ist der Verkauf bei Veranstaltungen. Es gibt kaum mehr einen Triathlon, bei dem nicht auch eine kleine Verkaufsmesse dabei ist. Von den großen Rennen, wie Ironman oder Challenge ganz zu schweigen, wo sich die Veranstalter die Standflächen gut bezahlen lassen. Ist dieser Absatzkanal weiterhin interessant?
I.F.: Man muss sich seine Wettkämpf kann gezielt aussuchen. Früher bist du halt nach Roth gefahren und hast gewusst, du machst deinen Umsatz und du verdienst ein ordentliches Geld dort. Inzwischen sind auf einer Messe wie in Roth ganz locker 50 bis 60 Triathlonhändler vor Ort und jeder will seinen Umsatz machen. Ähnlich ist es auch auf den großen Marathon-Messen, die Standmieten sind inzwischen explodiert. Für einen Händler wie mich, der sich vor Ort sein Standbein aufbauen möchte, ist es interessant, auf kleinere und mittlere Veranstaltungen im Umkreis von 100 Kilometern zu gehen, damit die Leute wissen, da gibt es einen Laden, da kannst du hingehen. Auf den Messen steht nicht mehr das Geldverdienen im Vordergrund, sondern die Präsentation.

tri2b.com: Bleibt bei so viel Engagement, Du bist dem Triathlonsport ja zusätzlich auch noch ehrenamtlich als Verbandsfunktionär und Kampfrichter verbunden, noch Zeit selbst zu trainieren und an Triathlons teilzunehmen?
I.F.: Wenig. Richtige Wettkampfambitionen habe ich derzeit keine mehr. Für mich ist das Triathlontraining aber ein willkommener Ausgleich. Vier bis sechs Stunden Sport pro Woche und an den Wochenenden eine schöne Bergtour sind für mich derzeit Sport genug. Der eine oder andere Wettkampf reizt mich schon noch, aber für diese Ziele wie einen Transvorarlberg, Immenstadt, oder einen Ironman muss man wieder richtig was tun und unter 15 Stunden Wochentraining tu ich mir was langes oder hartes nicht mehr an…

tri2b.com: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Saison 2012.

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