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Andreas Fuchs: Hoffen auf den perfekten Tag

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Andreas Fuchs gehört in Österreich inzwischen zu den Topathleten. In Podersdorf gelang dem 35-jährigen Familienvater die Titelverteidigung, obwohl nicht alles ganz optimal und planmäßig verlief. Den ungewohnten Druck hatte er abgestreift, jetzt will Andy Fuchs noch mehr.

tri2b.com: Das Jahr 2010 ist nun quasi vorüber – wie sieht Ihr persönliches Fazit? 
Andreas Fuchs (A.F.): Auf jeden Fall äußerst positiv. Ich hab eigentlich die wichtigsten Ziele erreicht, die ich mir gesetzt hab und somit die letzte Saison auch wieder übertroffen. Neben den sportlichen war die Geburt meines Sohnes Maximilian das Highlight des Jahres, die auch die Jahresplanung geprägt hat. Daher war es für mich schon erstaunlich, wie gut es beim Ironman Austria mit persönlicher Bestzeit von 8:43 Stunden gelaufen ist. In Podersdorf habe ich mit der Titelverteidigung mein Hauptziel dieser Saison erreicht. Weiters konnte ich auch wieder beim Stubenbergsee-Triathlon, ein kleines Rennen über die Mitteldistanz, gewinnen. In Sardinen beim Tristar 222 hatte ich leider mit technischen Problemen einen Stockerlplatz als Vierter verpasst, war aber dennoch ein tolles Rennen und schöner Saisonabschluss. 

tri2b.com: In Podersdorf hat es mit der Titelverteidigung geklappt. Wie groß war denn der Druck, als Gejagter ins Rennen zu gehen? 
A.F.: Es war schon mehr Druck, als ich es mir erwart habe. Erst hatte ich gedacht, mir neue Ziele zu suchen. Aber der Druck als Titelverteidiger wurde meine neue Herausforderung. Und ich habe auch ein gutes Rezept gegen den Druck gefunden.Andreas Raelert hat in einen Interview heuer vor Hawaii auf die gleiche Frage gesagt, dass er sich selbst den größten Druck macht. Da bin in ganz seiner Meinung. Es war für mich selbst so wichtig, die Titelverteidigung zu schaffen, dass es nebensächlich wurde was andere von mir erwarten. 

tri2b.com: Sie hatten schon früh im Rennen die Pulsuhr verloren. War das ein Handicap oder vielleicht doch nicht verkehrt? Immerhin hat es zu einer neuen persönlichen Bestzeit gereicht? 
A.F.: Im nach hinein war es kein großes Problem, aber im Rennen war ich anfangs doch etwas verunsichert. Jedoch hatte ich am Rad mein SRM System mit Pulsanzeige, auf das ich mich verlassen konnte. Für mich als guter Radfahrer ist meine Radleistung neben der Ernährung die Basis für den Erfolg. Die Schwimmzeit kann ich nicht großartig beeinflussen. Es kommt mir zu Gute, dass Podersdorf in den letzten Jahren kein sehr taktisch geprägtes Rennen war, so konnte ich mich immer auf mich selbst konzentrieren. Bei anderen Rennen zählt das Schwimmen viel mehr und da muss man sich dann nach den anderen richten. So konnte ich mich beim Radfahren genau an meine Watt-Vorgabe halten. Wobei ich sogar mit einer schnelleren Zeit als 4:23 Stunden gerechnet hatte. Die ersten zwei von vier Runden konnte ich bei annähernd Windstille über 42km/h Schnitt fahren, was eine Endzeit von 4:16 Stunden bedeutet hätte. Aber dann kam doch noch der für Podersdorf typische Wind auf, der mir eigentlich auch liegt, aber noch lieber wäre ich bei Windstille in Rekordnähe gekommen. 

tri2b.com: Vor dem Rennen sagten Sie, Sie wollen diesmal mehr genießen, auch wenn das nicht ganz ernst gemeint war. War es denn tatsächlich am Ende ein Genuss mit so einem Finale? 
A.F.: 2009 war eine ganz andere und neue Situation für mich, ich war nach dem Radfahren nicht nur in Führung, ich hatte auch über zehn Minuten Vorsprung, bis dahin war ich sehr locker und hab nicht so viel von mir erwartet. Aber wie ich das hörte, wurde ich richtig nervös und rannte dann sehr verbissen den Marathon, weil ich unbedingt gewinnen wollte. Heuer sah die Sache schon anders aus, ich konnte auf die Erfahrung vom Vorjahr vertrauen, und hab auch gewusst, dass ich im Laufen besser drauf bin. Als ich nach dem Radfahren einen Marathon unter 2:50 Stunden hätte laufen müssen für den Streckenrekord von 8:11 Stunden, war mir schon klar, dass ich noch nicht so weit bin. So war mein vorrangiges Ziel meinen Vorsprung zu halten und unter 8:30 zu bleiben. Was am Ende noch sehr knapp wurde, weil ich nicht die genaue Wettkampfzeit hatte. Aber so wurde der Zieleinlauf zu einem unvergesslichen Sprint mit der österreichischen Fahne und meinen zwei Mädels Hanna und Lisa. 

tri2b.com: Wie sieht es nun beruflich aus? Ist der Wunsch Triathlon-Profi nach dem zweiten Sieg ein Stückchen näher gerückt? 
A.F.: Also die Sponsorensuche war deutlich erfolgreicher als noch 2009. Mit WSA habe ich auch einen neuen Hauptsponsor aus der Region gefunden. Zum Vollprofi wird es aber nicht reichen. Da fehlt mir finanziell noch einiges und die Risikobereitschaft, vor allem weil ich Familie habe. Ich kann aber meine Arbeitszeit verkürzen und bin so auf der sicheren Seite. Weiters wird es eine Kooperation mit Erdinger Alkoholfrei geben, was mich ganz besonders freut. Zwar nicht als Mitglied des Pro-Teams, aber dennoch hoffe ich, mir so das eine oder andere Glas Erdinger im Ziel zu gönnen oder vielleicht über den Kopf schütten zu dürfen. 

tri2b.com: Jetzt haben Sie zweimal in Podersdorf gewonnen und gezeigt, dass Sie in Österreich mit zu den Besten zählen. Gibt es einen dritten Anlauf oder vielleicht doch mal was anderes im nächsten Jahr? 
A.F.: Triple-Staatsmeister klingt schon gut und verlockend. Ich wollte mich eigentlich nun ganz auf den Ironman Austria fokussieren und zeigen, dass ich nicht nur in Podersdorf schnell sein kann. Aber nun liegt der Fokus doch wieder mehr auf Podersdorf. Dennoch will ich beim Ironman Austria unter die ersten Fünf und hoffe, dass ich mich im Frühjahr schon gezielt vorbereiten kann. Aber vorrangig will ich versuchen, den Streckenrekord in Podersdorf und gleichzeitig den österreichischen Rekord von 8:11 Stunden zu unterbieten. Ich hab heuer gemerkt, dass es bei optimalen Wetterbedingungen möglich sein sollte, somit hoffe ich auf den perfekten Tag innerhalb der nächsten zwei Jahre. 

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