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Daniel Unger: Das innere Feuer brennt noch

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Im September 2007 war Triathlet Daniel Unger nach seinem WM-Sieg bei der Heimweltmeisterschaft in Hamburg auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Nach einer fast ebenso erfolgreichen Saison 2008, mit Rang sechs bei Olympia in Peking, wurde es in den letzten zwei Jahren leise um den Ungerman aus Oberschwaben. Anstelle von sportlichen Erfolgen rückte mit der Geburt des Sohnes Toni privates Glück in den Vordergrund. Jetzt will es Unger noch einmal wissen. Im Interview erzählt der 33-Jährige, wie er sich auf die Quali für die Olympischen Spiele in London vorbereitet.

tri2b.com: Wir haben in der Redaktion im Winter tolle Bilder von Eurem Trainingslager in Südafrika erhalten. Lief das Training auch so gut, wie es die Bilder vermuten lassen? 
Daniel Unger (D. U.) Ich hatte bisher einen sehr guten Winter und ein sehr gutes Frühjahr, mit insgesamt drei Trainingslagern in Südafrika und auf Fuerteventura. Ich werde dann das erste WM-Rennen in Sydney auslassen und noch mal in ein Trainingslager in Italien gehen. Mit der Duathlon-DM in Oberursel geht dann für mich am 1. Mai die Wettkampfsaison los. 

tri2b.com: Wann geht es dann erstmals bei Dir um WM-Punkte? 
D.U.: Geplant ist, dass ich in Yokohama beim zweiten WM-Rennen mit dabei bin. Je nach dem wie es läuft und es mit den Punkten ausschaut, werde ich dann über Madrid,Kitzbühel nach Hamburg und dann nach London gehen. Da ich jetzt ja relativ spät in die Saison einsteige, möchte ich dann Schritt für Schritt zum vorolympischen Rennen in London richtig in Form kommen. Dass ist mein großes Ziel, nach den zuletzt für mich eher unbefriedigten zwei Jahren. Aber das innere Feuer brennt noch und ich will nochmal zwei Jahre richtig durchziehen. 

tri2b.com: Kannst Du jetzt im Rückblick sagen, woran es lag, dass es zuletzt nicht mehr so gut lief? 
D.U.: 2009 war einfach die Luft etwas raus. Nach den zwei super Jahren 2007 und 2008 war es vom Kopf einfach schwierig. Dann kam sicher auch teilweise etwas Pech dazu. Das soll jetzt keine Ausrede sein, ich habe sicher auch im Training nicht alles mit letzter Konsequenz durchgezogen. Aber ich hatte einfach auch dort, wo ich früher oft Glück hatte, auch manchmal Pech. 

tri2b.com: Du meinst damit Defekte, Verletzungen und Stürze? 
D.U.: Genau, es lief halt nie so richtig rund, aber daran hab ich jetzt Ende der Saison einen Haken dran gemacht. Jetzt läuft es wieder richtig gut und ich denke, von der Motivation gehört es auch dazu, dass man mal eine schlechte Zeit hinter sich lässt. Das gibt mir jetzt die Kraft, mich als letztes großes Ziel auf der Kurzdistanz voll auf die Quali für die Olympischen Spiele in London zu konzentrieren. Mir ist klar, dass es eine enge Kiste wird. Wir haben eine super Mannschaft, aber nur drei Startplätze. Wenn ich gut durchkomme, dann habe ich eine realistische Chance, die Quali auch zu schaffen. 

tri2b.com: Hast Du im Training und im Umfeld was verändert? 
D.U.: Ich habe einige Sachen abgegeben, die in den letzten zwei Jahren überhand genommen haben und vom täglichen Trainingsbetrieb Kraft gezogen haben. Außerdem hab ich meinen Trainingsstandort an den Olympiastützpunkt nach Freiburg verlegt. Ich habe das Zimmer in Saarbrücken aufgeben und trainiere jetzt in Freiburg mit den Jungs vom Landeskader. Ich sehe jetzt mal was anderes und habe auch deutlich weniger Weg in die Heimat. Ich fahr dort am Montag früh hin und am Freitagmittag zurück und bin einfach neu motiviert durch die anderen Trainingspartner und die neuen Trainingsstrecken. Dazu kommt, dass vor der anstehenden Olympiaquali in Saarbrücken alle auf engem Raum zusammen sind, man sieht sich jeden Tag. Muss aber dann am entscheidenden Tag gegeneinander antreten. Da finde ich den neuen Abstand nicht schlecht. 

tri2b.com: Kann es da nicht schwierig werden, wenn es zu unterschiedlichen Ansichten zwischen den Trainern kommt? 
D.U.: Klar sagt man, zu viele Köche verderben den Brei. Aber ich finde es ist wichtig, sich möglichst viele Meinungen von außen einzuholen. So bin ich zum Beispiel dankbar, wenn ein Thomas Müller (Diagnose Trainer bei der KLD in Leipzig) seine Ansichten äußert. Letztendlich muss der Athlet am Ende entscheiden, was er dann wie umsetzt. Jetzt bin ich seit 20 Jahren in diesem Sport und habe die Erfahrung, was ich brauche und was eher schlecht ist für mich. Aber du brauchst natürlich jemand, der die Tendenz und die grobe Richtung vorgibt. 

tri2b.com: Welchen Einfluss hat Deine Familie mit Eurem eineinhalbjährigen Sohn Toni auf die ganze Entwicklung? 
D.U.: Das Verabschieden beim Wegfahren ist wesentlich schwieriger geworden, dafür das Heimkommen ums schöner. Ich muss ehrlich sagen, mir fällt es leichter, am Montag zu sagen, jetzt bin ich weg und um am Freitag wieder zu kommen, als wenn ich jeden Tag für jede Einheit immer wieder aufbrechen müsste. Es ist natürlich eine Zeit die nie wieder kommt, der Kleine entwickelt sich so schnell. Sehr schade dies jetzt zu verpassen, aber es ist eben ein stückweit auch der Deal, den wir in der Familie so beschlossen haben, dass ich mich die zwei Jahre bis London nochmal mit vollem Einsatz auf den Sport konzentriere. 

tri2b.com: Mit dem Ironman Daniel Unger wird es dann also nix. Du warst ja vor vier Jahren als Co-Kommentar mit dabei beim Ironman Hawaii und hattest damals auch geäußert, dass Dich die Langdistanz nach der Karriere als Kurzstreckler noch reizen würde? 
D.U.: Der absolute letzte Termin ist Oktober 2013. Vielleicht könnte nach London noch ein Jahr Ironman folgen. Aber im Moment ist es so, dass alles in Richtung Olympia 2012 geht, dann bin ich 34. Wenn es nicht klappen sollte, dann werde ich es ähnlich wie der Andi (Andreas Raelert, Anm. d. Red.) machen und versuchen, vielleicht schon früher auf die längeren Strecken zu gehen. Wenn es aber mit Olympia klappt, dann muss ich es mir ehrlich überlegen, ob es Sinn macht, noch ein Jahr dran zu hängen. 

tri2b.com: Bis wann steht das komplette DTU-Team für London 2012? 
D.U.: Im Mai 2012 wird der letzte Platz vergeben. Im August in London können maximal zwei Starplätze vergeben werden. Man kann also auch im nächsten Jahr noch was machen, wenn es jetzt nicht gleich klappt. Aber es ist wie schon gesagt eine harte Geschichte in unserem starken Team. 

tri2b.com: Ist es da vielleicht ein kleiner Vorteil, wenn man nicht so im Rampenlicht steht, wie Olympiasieger Jan Frodeno oder jetzt auch Steffen Justus, von dem nun auch ähnlich gute Ergebnisse wie im Vorjahr erwartet werden? 
D.U.: Das war 2007 bei meinem WM-Titel ja ähnlich. Es ist auf jeden Fall kein Nachteil, wenn man nicht ganz im Fokus steht. Ich habe das dann ja 2008 vor Olympia selbst erlebt. Man hat mehr Verpflichtungen außerhalb des Trainings und verliert auch etwas an Energie. Andererseits motiviert so ein Erfolg und die erhaltene Aufmerksamkeit auch. Mir ist auf jeden Fall auch jetzt nicht langweilig und ich kann mich wirklich voll aufs Training konzentrieren. 

tri2b.com: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Dir für die vorolympische Saison viel Erfolg. 

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