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IRONMAN Hawaii 2008: Nur einer kann gewinnen

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1.800 Athleten treten am 11. Oktober in Kailua-Kona an. Aber nur eine Handvoll davon haben echte Siegchancen beim wichtigsten Rennen des Jahres ...

Gut 1.800 Athleten und Athletinnen stehen in der Startliste der Ford IRONMAN World Triathlon Championship. Aber nur eine Handvoll davon haben die Chance, das bekannteste und prestigeträchtigste Triathlonrennen der Welt zu gewinnen. Was muss ein Sieg- oder eine Sieganwärterin auf den begehrten Lavathron mitbringen? Hart trainieren müssen alle, egal ob Agegrouper mit Ziel Daylight-Finish, Profi mit Top 20-Ambitionen oder absoluter Topstar.

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Und auch dieses Jahr zeigt sich schon vor der Race-Week auf Big Island die erste große Herausforderung – fit an die Startlinie am Pier von Kailua-Kona zu gelangen. Fast täglich kommt gerade eine neue DNS-Meldung. DID NOT START – drei Wörter die ganz nüchtern eine ganz persönliche sportliche Tragödie bekannt geben. Jan Raphael, Michellie Jones und Samantha McGlone sind bis jetzt in diesem Jahr die prominenten Rennabsagen. Bis zum Rennstart am 11. Oktober wird sicher noch die eine oder andere folgen. Aus deutscher Sicht wissen wir aus leidvoller Erfahrung, dass dies auch noch kurz vor dem Start passieren kann, so wie im Vorjahr, als Faris Al-Sultan kurz vor dem morgendlichen Check-In zurückziehen musste.

Die erste Schwimmgruppe als Erfolgsrezept

Eine erste Erlösung ist deshalb der Startschuss. Beim Schwimmen kann man kein Rennen gewinnen, aber wohl verlieren. Eine abgedroschene Reporterweisheit mit einem gewissen Wahrheitskern. Ein Blick in die Top Ten-Rankings der Männer der letzten Jahre zeigt, die besten Finisher sind auch schon nach dem 3,86 km langen Schwimmen in der Bucht vor Kona teilweise nur um Sekunden getrennt voneinander. Beispiel gefällig? Im letzten Jahr verpassten Frank Vytrisal und Timo Bracht die erste große Schwimmgruppe, danach verpufften trotz enormer Kraftanstrengung alle Versuche nach vorne zu fahren.

Chancen, diese Lücke nach dem Schwimmen noch zu schließen, haben nur Überradfahrer vom Format eines Normann Stadler oder zuletzt Torbjorn Sindballe. Doch im Falle des auch in diesem Jahr vorhergesagten Duells mit dem Titelverteidiger Chris McCormack, hat der Australier den taktischen Vorteil, dass er bei einem normalen Rennverlauf sicher in der ersten größeren Gruppe nach dem Schwimmen zu finden sein wird und erst mal reagieren kann. Beide Hawaii-Siege Stadlers waren das Ergebnis seiner Überlegenheit auf dem Rad, die Laufzeiten waren im Vergleich zu allen bisherigen Hawaii-Siegern nur unteres Mittelmaß. Oder man kommt wie Faris Al-Sultan bei seinem Sieg 2005 vor der ersten größeren Gruppe aus dem Pazifik, mit der besten Schwimmzeit aller bisherigen Hawaii-Sieger. Der Münchner legte damit seinen Grundstein für den Erfolg und konnte, alleine vorneweg, seine Verfolger weit genug auf Distanz halten.

Taktierer haben bessere Chancen
Das Gros der Hawaii-Sieger, angefangen von Mark Allen, Luc van Lierde bis zu Peter Reid oder Tim DeBoom, hat seine Siege aus der ersten Kopfgruppe heraus mit einer Laufzeit von meist deutlich unter 2:50 Stunden perfekt gemacht. Zeiten, die Stadler und Al-Sultan insbesondere auf Hawaii bisher verfehlten. Kommen die zuletzt auf Hawaii erfolgreichsten Deutschen nicht mit deutlichem Vorsprung fürs Laufen in die zweite Wechselzone, dann wird es wahrscheinlich nichts mit einem Sieg. Athleten wie McCormack oder der Vorjahreszweite Craig Alexander, Tim DeBoom oder Eneko Llanos sind im Vorteil. Wobei gerade der Spanier in Frankfurt gezeigt hat, wie man Macca auf der Laufstrecke an den Rande einer Niederlage bringt.

Der amtierende Hawaii-Sieger hat seit genau zwei Jahren alle großen Rennen für sich entscheiden können, ist aber sicher nicht unantastbar. Der 35-Jährige reist keineswegs ausgeruht nach Big Island. Seine PR-Termine sind sicherlich nicht weniger geworden und auch das Rennprogramm des Australiers war wieder umfangreich in diesem Jahr. In der Vergangenheit nicht unbedingt das Erfolgsrezept für eine erfolgreiche Titelverteidigung am Alii Drive.

Was macht Pele?
Viel wird ganz sicher davon abhängen, wem die Bedingungen in die Karten spielen. Im letzten Jahr war es sehr heiß. Richtig windig, mit den gefürchteten Seitenwinden auf dem Queen Kaahumanu Highway und dem kleinere Highway 270 hinauf nach Hawi, war es zuletzt 2004. Die Radzeiten von Normann Stadler (2004: 4:37:58; 2006: 4:18:23) zeigen eindrucksvoll, wie sich die Windverhältnisse auf die Zeiten auswirken können. Wobei die gefürchteten Mumuku-Winde, die der Sage nach von der Lavagöttin Pele entfacht werden, die starken Radfahrer begünstigt und ihnen eher eine Alleinflucht ermöglicht.

Was sind die sub-nine-Zeiten der Frauen wert?
Bei den Frauen hat sich durch die Absagen von Michellie Jones und Samanth McGlone der Favoritenreigen schon etwas gelichtet. Beim Blick auf die Ironman- und Langdistanzrennen der Saison treten Vorjahresiegerin Chrissie Wellington, Rothsiegerin Yvonne van Vlerken, die Rothzweite Erika Csomor und Klagenfurts Sensationssiegerin Sandra Wallenhorst in den Focus. Allesamt waren sie unter, oder zumindest nah dran, an der Uraltweltbestzeit von Paula Newby-Fraser. Wellington hat im Gegensatz zu ihren fast noch etwas schnelleren Konkurrentinnen allerdings im Vorjahr bewiesen, wie man bei mörderischer Hitze noch knapp unter drei Stunden auf Hawaii laufen kann. Cosmor hatte auf Gesamtrang zehn zwar eine ähnlich gute Laufleistung gezeigt. Die leichtgewichtige Duathlonspezialistin konnte aber beim Schwimmen im Meer nicht mit den Besten mithalten und verlor auf dem Rad den Anschluss. Van Vlerken ist von der Statur her stämmiger und könnte so sicher eher den Winden auf dem Highway trotzen. Gelingt ihr dies, dann könnte sie Wellington ordentlich in Bedrängnis bringen. Wie viel die Klagenfurter Fabelzeit von Wallenhorst wert ist, wird sich in den Lavafeldern Big Islands zeigen. Bekanntermaßen sind die Zeiten beim IM Austria mit die schnellsten aller Ironman-Rennen. Schützende Pulks wird es für die Profifrauen auf Hawaii mit dem um 15 Minuten nach vorne gesetzten Start erst einmal nicht in diesem Umfang geben, wie man es von den Rennen mit gemeinsamen Massenstart her kennt.

Alte Erinnerungen: Badmann trifft auf Kraft
Ohne großes Ausrufezeichen in dieser Saison, dafür aber eine der beständigsten Athletinnen auf Hawaii der letzten Jahre, ist Kate Mayor. Dreimal stand die Australierin seit 2003 auf Siegerpodest und gehört insbesondere im Marathon zu den Schnellsten. Aus deutscher Sicht fällt der Blick auf die nach Hawaii zurückkehrende Nina Kraft und Nicole Leder. IM Germany-Vorjahressiegerin Leder wünscht sich endlich einmal ein Rennen auf Hawaii, in dem sie mit allen Disziplinleistungen zufrieden sein kann. Gelingt dies, dann könnte vielleicht auch ein einstelliges Ergebnis herausspringen. Für Kraft, die 2004 kurz nach ihrem damaligen Sieg des EPO-Dopings überführt wurde, ist es ein Wiedersehen mit dem Ort ihrer einst größten sportlichen Erfolge. Neben ihrer sportlichen Darbietung werden sicher die Reaktionen der Fans an der Strecke mit großem Interesse verfolgt. Zum Beispiel wenn es zum Aufeinandertreffen mit der 2004 zuerst zweitplatzierten Natascha Badmann kommt, die nun doch das Rennen nach ihrer schweren Verletzung in Angriff nehmen will. Ernsthafte Ambitionen auf eine Topplatzierung sind durch das nur sehr eingeschränkt mögliche Training aber wohl fehl am Platz. Für Badmann könnte also ebenso wie für die meisten der 1.823 in der Starliste stehenden Teilnehmer das Finishen das Ziel sein. Dem ursprünglichen Ideal des Triathlonsports, das am Alii Drive alljährlich im Oktober in den Mittelpunkt rückt. Egal ob Profi oder Agegrouper.

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