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Ironman Hawaii: Last Minute Update – Was können wir vom Rennen erwarten

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Die letzten 36 Stunden bis zum Start des Ironman Hawaii am Samstag 8. Oktober 2011 um 6.30 Uhr für die Profis und 7.00 Uhr für die Altersklassenstarter laufen. tri2b.com hat in der letzten Woche viele Gespräche und Interviews mit Profis und Triathleten geführt ...

Die letzten 36 Stunden bis zum Start des Ironman Hawaii am Samstag 8. Oktober 2011 um 6.30 Uhr für die Profis und 7.00 Uhr für die Altersklassenstarter laufen. tri2b.com hat in der letzten Woche viele Gespräche und Interviews mit Profis und Triathleten geführt. Kurz vor dem Start gibt es die Eindrücke und Einschätzungen für den Titelkampf am Samstag. Wer ist locker und wer wirkt nervös?

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Sehr lockere Nichtstarter
Am lockersten sind die Triathlon-Stars, die nur zum Spaß hier sind. Chris McCormack smalltalked und shakert, was das Zeug hält. Normann Stadler hat schon Schulterschmerzen von den vielen Klopfern. Jan Frodeno läuft mit großen Augen über den Jahrmarkt der Eitelkeiten wie ein Kind über die erste Kirmes. Ganz nach dem Zen-Motto „Zuschauen-Entspannen-Nachdenken“.

Und die Tops? Natürlich hat jeder seine eigene Art und Weise, sich auf den Saison-Höhepunkt, der über so Vieles entscheiden kann, vorzubereiten. Da gibt’s die chronisch Optimistischen, deren Fröhlichkeit ansteckend sein kann. Die Regensburgerin Sonja Tajsich gehört zu ihnen. Sonja ohne Lächeln ist wie Hawaii ohne Wellen. Hoffentlich geht ihre Schlaftaktik auf. Sie hat ihren Rhythmus erst gar nicht umgestellt, geht abends um sieben ins Bett, steht morgens um zwei auf und zieht das bis zum Renntag durch. Sie wird wahrscheinlich die wachste am Start sein. Wenn sie ihre verbesserte Schwimmleistung auch ohne Neo zeigen kann, könnte Sonja Tajsich eine der Überraschungen im Frauenfeld werden.

Chrissie etwas nachdenklich
Das Dauerlächeln ist Chrissie Wellington vorübergehend abhanden gekommen. Schuld daran ist ihr Radsturz vor zwei Wochen und die Schürfwunden, die sie immer noch behindern. Ihren Spirit habe sie aber nicht verloren, sagt die Top-Favoritin, Probleme seien zum Lösen da. Typisch Chrissie. Mitleid erheischen klingt anders, die Weltrekordhalterin will einfach nur ehrlich sein. Wobei eine 90-Prozent-Wellington immer noch zu stark für den Rest sein dürfte. Ein paar Männer können sich vielleicht freuen, diesmal nicht von ihr überholt zu werden.

Pressekonferenz ohne Zündstoff
Die offizielle Ironman-Pressekonferenz war in diesem Jahr ziemlich unspektakulär. Andreas Raelert erklärte wie in 100 Interviews zuvor, dass er sich als einer der Favoriten sieht, aber einige andere genauso gut gewinnen können. Wer will schon den Druck haben, als sicherer Sieger gesehen zu werden? Na ja, ein Macca vielleicht, aber der schaut ja nur zu. Mary Beth Ellis könnte von ihrer Unbekümmertheit her eine werden. Aber noch hält sich die Amerikanerin etwas zurück. Wer freilich gleich die ersten drei Ironman der Karriere gewinnt, noch dazu in einem Jahr, der muss man alles zutrauen. Da dürfte es für die australische Titelverteidigerin Mirinda Carfrae schwierig werden, wieder ganz vorne zu landen.

Andreas Raelert ruht in sich
Andreas Raelert gehört zu den ruhigen, besonnenen Zeitgenossen, die sich sorgfältig vorbereiten und dennoch entspannt wirken. Erstaunlich, mit welcher Ruhe und Gelassenheit er immer wieder die gleichen Fragen beantwortet. Nein, nach den Plätzen drei und zwei auf Hawaii sei Platz eins nicht garantiert usw. Den amerikanischen Journalisten ist „unser Raeli“ bestimmt eine Spur zu brav. Für die Reporter auf der Lauer nach markigen Sprüchen sind da die Mitfavoriten Marino Vanhoenacker („Ich will einfach nur ein gutes Rennen abliefern“), Craig Alexander („Ich versuche, Fehler aus dem letzten Jahr abzustellen“) oder Tim O’Donnell („Ich habe mich gerade gefragt, ob ich auf der falschen Veranstaltung bin“) auch kein großes Fressen.

Timo Bracht mit Tunnelblick
Zu den besonders Fokussierten gehört Timo Bracht: wenn er ein paar Minuten länger stehen muss, zieht er seine Kompressions-Strümpfe an. Wenn möglich hält er sich vom Rummel fern. Der Waldbrunner hat definitiv was vor, schließlich fehlt ihm auf Hawaii noch eine Top-Platzierung. Den Druck hat Faris Al Sultan seit seinem WM-Sieg 2005 nicht mehr. Mit dem Pferdeschwanz, der verkehrt aufgesetzten Baseballcap und dem 30-Tage-Bart sieht der Münchner sowieso mehr wie die Surfer hier aus denn die Triathleten. Faris peilt Platz fünf an, Jan Raphael einen Platz unter den ersten zehn, Michael Göhner und Andreas Böcherer einen Rang unter den ersten 15. Ansonsten fordern die deutschen Profis von sich selbst, „das Beste zu geben“.

Prägende Charaktere fehlen
Die Zeiten eines streitbaren Stadler und eines meckernden Macca sind offenbar vorbei. „McCormack fehlt mir hier“, sagt Faris Al Sultan, „auch wenn ich ihn nicht leiden kann.“ Typen eben, Charakterköpfe, Querdenker. Wahrscheinlich liegt es daran, dass es nicht mehr wie in einer Dave Scott-und Mark Allen-Ära oder in Zäck-Zeiten um Abenteuer und Spaß geht, sondern um die Millionen zahlungskräftiger Sponsoren. Das ist im Triathlon genauso wie beim Fußball. Und so war das Highlight der diesjährigen Pressekonferenz eine Oliver-Kahn-wir-brauchen-Eier-mäßige Antwort des südafrikanischen Routiniers Raynard Tissink auf die Frage, ob er sich wegen der vielen jungen schnellen Athleten etwas sorge: „No, I’ve got big balls!“. tri2b.com wünscht allen Athleten big balls und einen erfolgreichen Wettkampf!

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