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Klarer Sieg beim Ironman Suisse – Bernhard’s Überfall aus dem Hinterhalt

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Seit 1997 hat der frühere Euroman in Zürich nun Ironman-Status – die ersten Hawaii-Slots wurden hier schon zwei Jahre vorher vergeben. In diesem Jahr kamen noch die nationalen Titelkämpfe dazu, das knallhart-freundschaftliche Aufeinandertreffen der Schweizer Topathleten war damit das Highlight am Zürisee. Nach dem letztjährigen Ausstieg hatte sich der Zofingen-erprobte Olivier Bernhard eine schlaue Taktik zurechtgelegt und dafür das gewohnte Wetter auf seiner Seite. – Als Beth Zinkand gerade dachte, ihr glitte das Rennen aus den Händen, zeigte ihre Konkurrenz Schwäche ...

Bereits auf den allerersten Kilometern des abschließenden Marathon entschied Favorit Olivier Bernhard das Schweizer Ironman-Duell gegen seinen Landsmann Christoph Mauch in Zürich. Doch seinen Angriff auf die Spitze hatte er erst auf den letzten 30 Kilometern des neuen und schnellen Radkurses an der „Züricher Goldküste“ eingeläutet und damit die Konkurrenz überrascht. Titelverteidiger Peter Kropko versuchte es nach bewährtem Rezept mit der Laufbestzeit, nur war diesmal der Rückstand nach dem Radfahren doch zu groß.

Nur wenige Armlängen auseinander – Kropko und Mauch
Im Schwimmauftakt kam es bereits zum ersten Kräftemessen zwischen dem Hawaii-Sechsten Mauch und Vorjahressieger Peter Kropko. Zusammen mit Philippe Achleitner starteten sie die Verfolgung des italienisch-französischen Duos Gianpietro de Favri und Charly Loisel, während der Schweizer Duathlon-Spezialist Olivier Bernhard und sein Landsmann Bruno von Flüe rund drei Minuten zurücklagen. Wenig dahinter dann schon der Gérardmer-Vize Stefan Riesen zusammen mit dem Deutschen Paul Kemper, der vor zwei Jahren ähnlich rad- und laufstark wie Riesen noch den dritten Platz in Zürich erreicht hatte.

Ein Unwetter trennt die Spreu vom Weizen
Mit einer neuen Radstrecke hatten die Organisatoren in diesem Jahr einen rekordverdächtigen Ironman-Kurs im Sinn gehabt, denn nur gut 600 Meter Höhendifferenz versprachen sensationelle Zeiten bei diesem radstarken Teilnehmerfeld. Nur – so ganz ohne Hilfe der Wettergötter geht so etwas leider nicht und die zeigten sich ein weiteres Mal im diesjährigen Ironman-Circuit wenig kooperativ. Windstärke sechs, Platzregen und Hagelschauer trennten auf dem Rad die Spreu vom Weizen.

Kropko und Bernhard – nur zu Fuß ebenbürtige Gegner
Peter Kropko war über seine Zugehörigkeit offenbar etwas unentschieden. Sein Rückstand auf die Spitze wuchs schnell, während vorn Mauch in einem kontrollierten Rennen zusammen mit Achleitner Jagd auf die hartnäckigen De Favri und Loisel machte. Erst auf den letzten 40 Kilometern dann der Führungswechsel, doch einer hatte sich seine Kraft offenbar noch besser eingeteilt, eine noch schlauere Renntaktik entwickelt: Olivier Bernhard, der sich bis dahin im konstanten Abstand auf Platz fünf noch zurückgehalten hatte, kam nach beinahe fünf Rennstunden wie aus dem Hinterhalt nach vorn, um mit Mauch zusammen in die Laufschuhe zu wechseln.

Diesmal entkommt auch Mauch dem ungarischen Laufstakkato
Nach drei Kilometern war Bernhard fast um 500 Meter enteilt – aus den Augen, aus dem Sinn! Es dauerte ein wenig, ehe Mauch seinen eigenen Rhythmus wiedergefunden hatte, zumal die Erinnerung an Kropkos Laufangriff im Finale des Vorjahres noch frisch war. Und so war auch diesmal Kropko wieder der schnellste Läufer im Feld. Für die Wiederholung des Vorjahreserfolges allerdings waren 14 Minuten Rückstand nach dem Radfahren einfach zu viel. Auch der Franzose René Rovera, auf dem Rad lange Zeit mit Bernhard unterwegs, wusste sich Kropkos Zugriff noch zu entziehen und belegte den dritten Podiumsplatz.

Jüngstes Talent im Ironman-Circuit – Jane Fardell
Im Frauenrennen konnte die Vorjahressiegerin Sylvia Vaupel aus Dortmund nur als Außenseiterin eingestuft werden, denn mit der Hawaii-Vierten Beth Zinkand (USA), der schwimm- und laufstarken Jane Fardell aus Australien, der Niederländerin Marijke Zeekant und Local Hero Ariane Gutknecht war die Konkurrenz stark und wettererprobt. Doch war es die soeben wieder genesene Ute Schäfer, die auf dem Rad zunächst Maßstäbe setzte: Jane Fardell war schnell eingeholt und auch Beth Zinkand machte sich an vierter Position bald ernsthafte Sorgen. Unbeeindruckt von Windschräglage und Hagelschlag erarbeitete sich Schäfer mehr als 12 Minuten Vorsprung, auch für eine relative Laufschwäche ein gutes Polster.

15 Kilometer vor dem Ziel – Ute Schäfer war’s zuviel
Doch hatte sich die erfahrene Schäfer an diesem Tage vielleicht doch übernommen. Als nach den ersten Kilometern zu Fuß die Sonne herauskam, schmolz ihr Vorsprung auf Zinkand zusammen – nach 27 Kilometern kam für Schäfer das Aus. Die erst 21 Jahre alte Fardell, die auf dem Rad ein wenig den Kontakt verloren hatte, lief zwar noch einen sensationellen 3:03 Stunden-Marathon, doch konnten weder sie noch Ariane Gutknecht die Amerikanerin ernsthaft in Bedrängnis bringen. Wie Kropko landete zwar auch Vaupel als Titelverteidigerin auf dem etwas unglücklichen vierten Platz, doch hat die Deutsche damit dennoch weitere Präsenz unter den Top-Athletinnen der europäischen Lang-Szene gezeigt.

Ironman verwöhnt mit Aroma-Therapie und Coiffeur
Mit knapp 1.000 angetretenen Athleten war der Ironman Switzerland in Zürich nur etwa halb so groß, wie der österreichische Bruder in Klagenfurt. Bei guten Wetterbedingungen allerdings scheint hier auf den neuen Strecken eine Offensive auf die Weltbestzeiten möglich. Und selbst, wenn nicht: der Zielbereich mit Massage, Whirlpools und „Post-Race-Wellness“ gehört zum Weltbesten in der Lang-Szene – jedenfalls ein Ironman für gehobene Ansprüche …

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