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Kommentar: OPEL IRONMAN Germany 2003 – Immer mehr

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Mit voller Wucht und viel Protegierung von höchsten Behörden soll der Ironman Germany noch intensiver zu einem grandiosen Metropolen-Großereignis gepusht werden. Schon jetzt muss man sich fragen: Wo soll das noch hinführen? . .

Mit voller Wucht und viel Protegierung von höchsten Behörden soll der Ironman Germany noch intensiver zu einem grandiosen Metropolen-Großereignis gepusht werden. Schon jetzt muss man sich fragen: Wo soll das noch hinführen?

Andreas Richter repräsentiert beim Ironman Germany die Rolle des allwissenden Triathlonfachmanns. Man hat ihm die wunderbare Position des Chefmoderators gegeben, also des obersten Lautsprechers der Veranstaltung, deren Macher sich mittlerweile so wichtig nehmen, dass nur noch das Beste gut genug ist. Weltniveau ist der Standard, darunter geht’s nicht mehr.

Als Jan Sibbersen nach 44:29,6 Minuten dem Langener Waldsee erwartungsgemäß als erster Schwimmer entstiegen war, da trompeteten Richter und seine Untermoderatoren heraus, dass dieses Richtmaß neue Weltbestzeit sei. Die Zuschauer jubelten frenetisch, Frankfurt ist Weltklasse. So war die Propaganda im Vorfeld – und warum sollte die Wirklichkeit anders aussehen?

Leider war Michael Prüfert schon 1997 mit 43:35 in Roth viel schneller als Sibbersen fünf Jahre danach. Wer Triathlon auf eine „neue Plattform“ heben will (Ironman-Organisator Kurt Denk), sollte auch das Kerngeschäft beherrschen. Aber man hat den Eindruck, die Frankfurter verstehen Triathlon, als hätten sie ihn neu erfunden. Erst kommt Hawaii, so gnädig ist man noch, aber dann folgt natürlich Frankfurt – der Rest der Dreikampfwelt verliert sich im Ungefähren.

Gewiss, die zweite Auflage des Großstadt-Triathlons war abermals ein gewaltiges Happening im Rhein-Main-Gebiet. Irgendwann flüchteten zwar die Zuschauer aus dem Zielraum, die Sonnte brannte ja auch unbarmherzig. Aber nach Einbruch der Dunkelheit, zur Finishline-Party mit finaler Laser-Show, brodelte der Römerberg wie bei einem Popkonzert.

Kurt Denk spricht von sagenhaften 300.000 Zuschauern an der Strecke, allein 18.000 sollen beim Schwimmen zugesehen haben. Wer soll das überprüfen?. Mit der Hälfte der Angaben wären wahrscheinlich alle gut bedient. Solche Schätzungen sind nämlich ebenso wenig valide wie die Aussage der Polizei von Roth, vorigen Sonntag hätten 100.000 Zuschauer am Kurs im Fränkischen gestanden.

Frankfurt war eine gewaltige Triathlonparty, und Frankfurt hat ein schönes Rennen gesehen, gut in der Besetzung, spannend im Verlauf – im aufgeblähten Ironmankalender mit seinen über 20 langweiligen 1b-Rennen war Frankfurt eine erfreuliche Ausnahme. Das ist eine Steigerung zur Premiere, als der Ironman Germany sportlich ebenfalls noch zweitklassig war.

Beim Veranstaltungsmarketing ging es ebenfalls noch einmal einige Stufen nach oben, Denk will aber noch mehr. Immer sollen die ersten Drei von Hawaii starten, sein Triathlon soll in der Metropole Frankfurt ein noch fulminanteres Großereignis werden, als es jetzt schon ist. Wo soll das noch hinführen?

Der Etat beträgt mittlerweile 2 Millionen Euro – der Frankfurt Marathon (rund 14.000 Teilnehmer) muss in diesem Jahr mit 1,2 Millionen auskommen. Der Aufstieg des Ironman ist auch und vor allem möglich geworden durch die unverblümte und in dieser Form einzigartige Protegierung durch die Hessischen Landesregierung und die Stadt Frankfurt.

Gelohnt hat sich auch das wohl sechsstellige Investment von Denk in die Arbeit des Hessenfernsehens, das aus dem Triathlon einen totalen TV-Event machte und einen öffentlich-rechtlichen Sender zur PR-Abteilung einer kommerziellen Veranstaltung. Wer beruflich „nur“ schreiben oder fotografieren wollte, wurde hingegen wie ein notwendiges Übel behandelt. Weltmaßstab sieht anders aus.
Zaehler

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