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Kommentar: Unsägliches Gezerre um Taubert

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Spätestens seit heute darf man es laut aussprechen: Wer glaubte, die jüngsten Meldungen aus Roth um die Startverpflichtung Alexander Tauberts könnten ohne Erwiderung aus Frankfurt bleiben, der ist naiv oder - schlimmer noch - er glaubt, es gehe in dieser Auseinandersetzung in erster Linie um die Athleten ...

Spätestens seit heute darf man es laut aussprechen: Wer glaubte, die jüngsten Meldungen aus Roth um die Startverpflichtung Alexander Tauberts könnten ohne Erwiderung aus Frankfurt bleiben, der ist naiv oder – schlimmer noch – er glaubt, es gehe allen Seiten in erster Linie um die Athleten. Dabei besteht inzwischen der Verdacht, die gebotenen Antrittsprämien reichten nicht einmal für die Spießrutenläufe, die Hellriegel, Holzner oder der junge Forster nach ihrer Entscheidung für einen langfristig gesicherten Lebensunterhalt in der Szene durchstehen mussten. Und jetzt ist Taubert dran – nur in der entgegengesetzten Laufrichtung.

Der Schock in Roth über die Absage der Hilpoltsteiner Stars und vor allem über das „Wie“ ihres Wechsels nach Frankfurt hatte ein paar Wochen angehalten. Noch einmal wollte man sich den Glauben ans Wort nicht vorwerfen lassen. Erst Verträge machen, dann eine Pressemeldung – das hatte man gelernt. Solange die Athletenunterschriften nur per Fax vorlagen, lehnte Felix Walchshöfer gegenüber tri2b.com sogar ausdrücklich eine Bestätigung der kursierenden Namen ab. – Rechtlich geprüfte Pressemeldungen sind die Gesprächsebene, auf der sich die beiden großen Konkurrenten inzwischen austauschen.

Ist aber die heutige Reaktion aus Frankfurt so überraschend, so unverständlich? Wohl kaum, schließlich hatte Kurt Denk – wohlplatziert und sicher nicht frei von Häme – ausgerechnet in einer fränkischen Regionalzeitung zum Jahreswechsel den Rother Organisatoren ein Zitat zugedacht. „Es ist ein bisschen peinlich, wenn man die Verpflichtung von Athleten zu früh ins Internet stellt“. Das war nicht nur seine Meinung, es war auch so etwas wie eine Drohung.

Nun soll der gleiche Fehler ihm selbst unterlaufen sein? Keine rechtsgültigen Verträge in der Schublade, aber die Namen sind verkündet? Was stimmt? Wie Alexander Taubert am heutigen Abend gegenüber tri2b.com bestätigte, hat er Kurt Denk zu Weihnachten eine Unterschrift zugefaxt, weil dieser dazu gedrängt habe. Auf diesem Blatt Papier steht auch die Unterschrift Denks. Der Originalvertrag allerdings liegt bei Taubert – er hatte ihn nicht zurückgesandt, weil sein wichtigster Sponsor Biestmilch.com zur gleichen Zeit kundtat, dass er ganz auf Roth setze und ihn verständlicherweise dort haben wolle. Biestmilch.com stand im letzten Jahr zu Taubert, als der Hawaii fast nicht hätte zahlen können. Dann wurde er dort Fünfter. Taubert in der Zwickmühle.

Taubert selbst wollte diesen Druck nicht – kennt ihn auch nicht. Noch mehr als kürzlich Thomas Hellriegel oder der junge Markus Forster war er auf Gezerre überhaupt nicht gefasst. Wie war das passiert? Nun, Taubert hatte – tief berührt von der frühen Gratulation Denk’s im Zielbereich von Kona – spontan eine Zusage für den Ironman Germany 2003 gegeben. Sie standen ja nicht Schlange bisher bei Taubert, die Sponsoren und Mäzene. Auch nicht in Kona, und Taubert hätte es längst verdient, hatte sportlich hart dafür gearbeitet. – Man darf allerdings fragen, ob die überschwappende Euphorie eines Ironman an der Finishline, direkt nach dem besten Wettkampf seiner Laufbahn, eine gute Verhandlungsposition ist. Vermutlich nicht.

Und jetzt? Jetzt droht ein Rechtsstreit, wie er in anderen Sportarten allenthalben vorkommt, man ihn im Triathlonsport aber selten erlebt. Und bei dem Herbert Walchshöfer laut seiner Aussage vom heutigen Abend sein Engagement beenden will, „wenn das alles zu Lasten des Athleten Taubert geht, wenn der dabei wie zwischen Mühlsteinen zerrieben würde.“ Kurt Denk habe es am Donnerstag noch einmal im Guten versucht, ist aus der Umgebung Tauberts zu vernehmen. Er habe bei seinem Angebot für Frankfurt deutlich nachgelegt und Dinge versprochen, die er vor wenigen Wochen noch als „nicht zu vermarkten“ abgelehnt hatte. Wenn sowieso schon ein bindender Vertrag existiert, macht das wenig Sinn.

Taubert hat sich für Roth entschieden und für seinen Sponsor Biestmilch.com. Und Denk scheint sich seiner Sache nicht ganz sicher zu sein. Möge er es doch dabei belassen – zum Wohle der wirklich manchmal noch etwas naiven Profi-Triathleten. Und für seinen eigenen guten Ruf, den er vor wenigen Wochen um einiges aufgewertet hatte. Durch athletenfreundliche Mehrjahresverträge mit mehr als einer Handvoll Stars.
Zaehler

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