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Normann Stadler: Eine große Triathlon-Karriere zwischen Triumph und Tragik

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Zweimal, in den Jahren 2004 und 2006, hat Normann Stadler den Ironman Hawaii gewonnen. Damit ist er gemessen an den Siegen, der erfolgreichste deutsche Athlet beim Triathlon-Klassiker im Pazifik. Doch in der über zwei Jahrzehnte andauernden Karriere gab es auch so machen Tiefpunkt. Ein kommentierter Rückblick auf die Ausnahmekarriere des Triathleten Normann Stadler ...

Tagtäglich laufen unzählige wichtige und unwichtige, interessante und uninteressante Pressemeldungen in unseren Mail-Accounts auf. Als vor drei Wochen die Meldung über den Ticker kam: „Normann Stadler musste sich Herz-OP unterziehen“, stockte auch uns der Atem. Die Anfang dieser Woche folgende Pressemeldung zum Karriereende des zweifachen Ironman Hawaii-Siegers war nun die erwartete, nachfühlbare und sicher vernünftige Konsequenz.

Im August 1992 durfte ich Normann Stadler das erste Mal live erleben – bei den Deutschen Meisterschaften in Köln – er startete im Juniorenrennen für seinen Heimatverein FC Dörlesberg. Zuletzt sah ich den „Norminator“ bei der Challenge Kraichgau Anfang Juni in Aktion. Zwischen diesen beiden Stationen lagen fast zwei Jahrzehnte Triathlon-Hochleistungssport auf Weltklasseniveau.

Schon früh durfte sich Stadler Weltmeister nennen. Bereits 1994 gewann er den WM-Titel im Kurzduathlon im australischen Hobarth. Danach lief der 1,82 Meter große Modellathlet im Triathlon den ganz großen Erfolgen einige Jahre hinterher. Den internationalen Durchbruch in der Ironman-Szene konnte Stadler im Jahr 2000 feiern, als er auf Hawaii Dritter wurde. Fortan sollte seine Radperformance in den hawaiianischen Mumuku-Winden der Maßstab sein – was ihm auch den Spitznamen „Storming Normann“ einbrachte. Stadler schaffte das, was viele Triathlon-Insider für nicht möglich hielten. Er gewann 2004 und 2006 den Ironman Hawaii zweimal als „Radfahrer“ und ließ den starken Läufern mit seiner Soloflucht keine Chance. Jahrelang war zuvor der Lavathron eine sichere Beute der starken Läufer wie Allen, Reid, DeBoom oder van Lierde.

Doch neben den größten Triumphen sollte Stadler gerade auf Hawaii gleich mehrmals der tragische Held sein. Jeweils als Titelverteidiger angetreten stand in den Jahren 2005 und 2007 ein DNF hinter seinem Namen in der Ergebnisliste. Einmal war es der vielzitierte „Fucking Tire“ – ein Plattfuß, das andere Mal Montezumas Rache – ein Magendarm-Infekt am Raceday. Diese Achterbahnfahrt zwischen Sieg und Rennaufgabe zog sich wie ein roter Faden durch Stadlers Triathlon-Karriere, die bereits 1988 mit dem DM-Titel in der Jugend B begann. Kritik von Seiten der Medien blieb da nicht aus und so war das Verhältnis zwischen Stadler und der berichtenden Zunft nicht immer das beste.

Rückblickend kann man sagen, dass der heute 38-Jährige mit seinem zweiten Hawaii-Sieg vor fünf Jahren seinen Leistungszenit erreicht und wohl auch überschritten hatte. Trotz professioneller Teamstruktur unter Dresdner Kleinwort und zuletzt dem Commerzbank Triathlon-Team sollte kein ganz großer Titel mehr folgen. Dafür zeigte sich Stadler in den letzten Jahren seiner Karriere wesentlich lockerer und professioneller gegenüber Medien und Fans. Einen Stadler, der einem wie 2009 bei unserer Ankunft auf dem Keahole Airport in Kona freudig die Hand schüttelte, das hätte es einige Jahre früher wohl nicht gegeben. Sicher auch deshalb, weil er endlich auch privat nach Tiefpunkten, wie dem Verlust eines ungeborenen Kindes, seinen Frieden gefunden hat und Triathlon nicht mehr Lebensinhalt Nummer eins war.

Wir wünschen Normann Stadler an dieser Stelle alles erdenklich Gute für die Zeit nach der aktiven Karriere und bedanken uns für die vielen spannenden Rennverläufe, über die wir in den letzten 10 Jahren hier online berichten durften.

Harald Eggebrecht

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