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OPEL IRONMAN Germany: Gewagte Zahlenspiele

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Präsident Kurt Denk hat allen Grund zum Feiern. Knapp 72 Stunden nach Zielschluss am Römer vermeldet der OPEL IRONMAN Germany weitere Rekorde ...

Jetzt hat Ironman-Präsident Kurt Denk aber wirklich allen Grund zum Feiern. Keine 72 Stunden sind seit dem Zielschluss am Römer verstrichen, da präsentieren Denks Medienstrategen eine Bilanz, die im weltweiten Triathlongeschehen ihresgleichen sucht.

510 verschiedene Zeitungen und Magazine sollen über das Event am 13. Juli berichtet haben. Die Gesamtauflage der Printerzeugnisse: angebliche 82 Millionen Exemplare. Acht Millionen Internet-User hätten die Homepage des Events besucht, 300.000 Triathlon-Fans – dreimal so viel wie in Roth und mehr als die frühere Bundeshauptstadt Bonn Einwohner hat – sollen an den Strecken gestanden haben.

So steht es heute Mittag stolz auf der sonst verblüffend ereignislosen Homepage des Opel Ironman, von der ein überaus „unterhaltsamer“ weil zuweilen amateurhafter Liveticker leider schon wieder verschwunden ist.

Doch die sommerfrische Statistik hat einen entscheidenden Haken: Sie stammt – so steht es geschrieben – vom 29. Juli 2003, kommt also 14 Tage zu früh an die Öffentlichkeit. Schneller als Magazine überhaupt gedruckt und gebunden werden können, bejubelt die Denk’sche Propagandamaschinerie schon deren Verkauf, veröffentlicht Internet-Zugriffszahlen, die die Serverkapazität des Ironman gesprengt hätten.

Denn wer versucht hatte, am Renntag den Liveticker zu verfolgen, weiß, wie schwierig es war, auf die Seite zu gelangen. Denks Bilanzen sind keine Zahlendreher, sondern vielmehr ein neuer Auswuchs der Frankfurter Gigantomanie.

Es ist die jüngste, überaus peinliche Blüte einer ziemlich misslungenen Öffentlichkeitsarbeit um das Frankfurter Event, und es besteht der Verdacht, die Verantwortung trägt der Präsident des Rennens selbst. Oft genug in der Vergangenheit hat er in die um Ausgleich und Mäßigung bemühte Medienarbeit seines Sprechers Andreas Richter eingegriffen, sie übersteuert und konterkariert.

Manche Fehler hat aber auch Richter selbst begangen: Die falsche Übermittlung der angeblichen Schwimmweltbestleistung der Männer ist vielleicht ein Versehen gewesen; aber dass Nina Kraft von den falsch gebrieften Frankfurter ‚Untermoderatoren‘ als neue Weltjahresbeste der Frauen hochgejubelt worden ist, ist ein Hammer. Schließlich moderierte Medienchef Richter eine Woche zuvor beim Ironman in Klagenfurt – dort war Kate Allen rund neun Minuten früher im Ziel.

Die Frankfurter, allen voran ihr Chef Kurt Denk, haben an diesem Ironman-Wochenende viel Glaubwürdigkeit verspielt. Man wird ihren Zahlen, Hochrechungen und Jubelmeldungen so schnell keinen Glauben mehr schenken.

Anmerkung: Am Morgen nach dem Erscheinen dieses Kommentars, am 17. Juli, wurden die auf der Event-Homepage des Frankfurter Ironman genannten Mediadaten für die deutsche Version der Seite erheblich nach unten korrigiert. Die Zahl der Internetbesucher sank dort auf „geschätzte“ 3 Millionen (im gesamten Jahr 2003), Zahlen zur Printauflage fehlen jetzt, das entlarvende Datum verschwand ebenfalls. Wie es dazu kam, dass die offensichtlich für Ende Juli „vorbereiteten Statistiken“ zu früh freigeschaltet wurden, ist nicht bekannt.
Zaehler

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