Last-Minute-Starterin Anne Haug zeigte sich in Roth in Bestform

von Markus Kaiser für tri2b.com | 07.07.2024 um 18:57
Noch nicht einmal eine Woche ist es her, dass Anne Haug ihren Start beim DATEV Challenge Roth verkündet hatte. Am Sonntag hat die Bayreutherin souverän ihren zweiten Sieg im Triathlon-Mekka eingefahren – und das in 8:02:38 Stunden mit neuer Weltbestzeit vor über 300.000 Zuschauern.

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„Diesmal hatte niemand mit zwei Weltbestzeiten gerechnet“, sagte Challenge-Rennleiter Felix Walchshöfer. „Und dann werden es zwei Weltbestzeiten. Ich weiß nicht, wie viele Raketen Anne Haug heute gezündet hat.“ Was hatten die Veranstalter früher für mediale Aufmerksamkeit mit Weltrekordversuchen erzeugt und auch Preisgelder ausgelobt. Diesmal war es ein Tag der überraschenden Rekorde beim DATEV Challenge Roth.

Nach dem Dänen Magnus Ditlev, der zum dritten Mal in Folge in Roth gewonnen hatte, pulverisierte auch die 41 Jahre alte Bayreutherin die Weltbestzeit. „Ich habe schon länger von der Weltbestzeit geträumt“, sagte die Ironman-Hawaii-Siegerin aus dem Jahr 2019 nach ihrem fulminanten Rennen. „Ich habe aber gedacht, in meinem Alter wird die Zeit etwas knapp.“ Diesmal habe einfach alles geklappt, auch wenn sie gar nicht vorhatte, die Weltbestzeit zu knacken: „Ich habe erst am Schluss erfahren, dass ich dies schaffen kann. Dies war auch gut so. Sonst wäre das Kopfkino losgegangen.“

Anne Haug hatte überraschend nachgemeldet

Für Anne Haug kam der Sieg und vor allem auch die Siegerzeit umso überraschender, da sie erstmals vor eineinhalb Wochen mit dem Gedanken gespielt hatte, sich für einen Start in Roth nachzumelden. Aufgrund einer Virusinfektion hatte sie zu Saisonbeginn ihre Rennen absagen müssen und zwei Monate nicht trainieren können. „Es ist schon verrückt: Und dann hat heute einfach alles gepasst, sagte Anne Haug, die – wie Magnus Ditlev – ebenfalls ihren dritten Triumph nach 2021 und 2022 in Roth eingefahren hatte. „Ich bin eigentlich ein Freund von Planungen. Die Saison ist aber völlig anders gelaufen als geplant.“

Anne Haug unterbot nicht nur die erst im Vorjahr von der Schweizerin Daniela Ryf aufgestellte Weltbestzeit um knapp sechs Minuten. Sie kam diesmal auch gut elf Minuten vor Laura Philipp aus Heidelberg (8:14:13 Stunden), der Niederländerin Els Visser (8:24:47 Stunden) und Anne Reischmann aus Friedrichshafen (8:26:07 Stunden), der auf der Marathonstrecke eine spannende Aufholjagd gelang, ins Ziel. Visser stellte mit ihrer Leistung einen neuen niederländischen Rekord auf. „Fünf Jahre ist mein letzter Start in Roth her gewesen. Ich wusste, dass ich stärker geworden bin.“ Auf der Pressekonferenz vor dem Rennen hatte sie angekündigt: „Ich möchte kein deutsches Podium.“ Dieses Ziel hat sie mit ihrem dritten Platz erreicht.

Höhentrainingslager zahlte sich für Laura Philipp aus

Die Vorjahresdritte Laura Philipp freute sich, dass sie sich um einen Platz verbessern konnte: „Es war aber kein einfacher Tag. Ich bin beim Schwimmen nicht so gut weggekommen, weil ich etwas eingekeilt war.“ Auf dem Rad habe sie bei ihrem „ersten großen Saisonhighlight“ ihr Ding gemacht, da Anne Haug uneinholbar erschien, sich mit Els Visser aber immer wieder abgewechselt. „Ich habe versucht, das für mich Maximale heute herauszuholen. Das ist mir sehr gut geglückt“, bilanzierte die 37-Jährige, die vor dem Rennen gesagt hatte, dass sie gut trainiert und in den Rennmodus gefunden habe. Bis Mittwoch vergangener Woche hatte sie noch in der Höhe trainiert. Im Vorfeld hatte sie sich noch mehr Siegchancen ausgerechnet, aber schon auf der Pressekonferenz vorher gesagt: „Die Siegchancen werden durch Anne Haug natürlich geschmälert. Jetzt ist meine Platzierung natürlich mehr Wert, weil sie am Start ist.“