Cassandre Beaugrand gewinnt Triathlon-Olympiagold, Schweizerin Julie Derron überrascht als Zweite

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 31.07.2024 um 10:11
Cassandre Beaugrand ist die Triathlon-Olympiasiegerin von Paris 2024. Die 27-jährige Französin lief in 1:54:55 Stunden auf der Pont Alexandre III Brücke zu Olympiagold. Die große Überraschung des Tages war die Schweizerin Julie Derron, die im Laufen lange Zeit für das Tempo in der vierköpfigen Spitzengruppe sorgte und mit Olympiasilber belohnt wurde. Die Britin Beth Potter sicherte sich die Bronzemedaille. Laura Lindemann und Lisa Tertsch kamen auf den Rängen acht und neun ins Ziel, die beide ihre Medaillenchancen durch Stürze auf der Radstrecke einbüßten. Nina Eim wurde Zwölfte.

Am Mittwochmorgen um 4:00 Uhr war es offiziell. Die olympischen Triathlonrennen können stattfinden, nachdem sich die Wasserqualität der Seine endlich in den Normwerten eingependelt hatte. Allerdings regnete es bis kurz vor dem Start, was den Radkurs mit seinen vielen Kurven und wechselnden Straßenbelägen extrem rutschig werden ließ.

Duffy liest am besten die Strömung der Seine

Wie im Vorfeld erwartet, sollte die nach den starken Regenfällen vom Wochenende immer noch hohe Fließgeschwindigkeit der Seine eine Herausforderung für die Athletinnen werden.  Auf den zwei Schwimmrunden war auf dem Rückweg gegen die Strömung die Routenwahl entscheidend. Das Feld der 55 Athletinnen riss schon auf der ersten längeren Runde deutlich weiter als üblich auseinander. Das Tempo an der Spitze diktierte Flora Duffy von Bermudas, verfolgt von einer in die länge gezogenen Gruppe der Verfolgerinnen. Nach 22:05 min stieg Duffy als Leaderin aus der Seine, gefolgt von der Italienerin Bianca Seregni (22:14) und der Brasilianerin Vittoria Lopes (22:18). Die Topfavoritin Beaugrand hatte eine knappe halbe Minute Rückstand. Mit 40 Sekunden Abstand zu Duffy stürmten Laura Lindemann und Lisa Tertsch auf den Rängen 13 und 14 in die erste Wechselzone.

Duffy gibt Soloflucht auf – Tertsch stürzt und verliert den Anschluss

Auf der Radstrecke versuchte anfangs die Tokio 2021 Olympiasiegerin Duffy ihren Schwimmvorsprung für eine Soloflucht zu nutzen, während sich dahinter schnell eine gut zehnköpfige Verfolgerinnengruppe bildete, in der auch Tertsch und Lindemann mitfuhren. Die dritte deutsche Starterin Nina Eim verlor beim Schwimmen gut eineinhalb Minuten auf die Spitze und ging noch eine Gruppe dahinter auf die Radstrecke.

Schnell zeichnete sich ab, dass die vom abgeklungenen Regen immer noch glitschigen Straßen für ein Sturzdrama sorgen würden, wie es auch schon bei den Radeinzelzeitfahren am vergangenen Samstag zu sehen war. Leaderin Duffy sah nun bald ein, dass eine Soloflucht nur mit einer extremen Risikobereitschaft funktionieren würde und ließ sich von den Verfolgerinnen einholen. Nachdem es zunächst vor allem in den hinteren Positionen Stürze gab, erwischte es nun auch die Spitzengruppe. Tertsch war eine der Leidtragenden, der in einer Kurve das Rad wegrutschte und so den Anschluss an die Spitze verlor.

Schockmoment: Laura Lindemann liegt auf der Straße

Die Topgruppe bestand nun aus zehn Athletinnen: Cassandre Beaugrand, Emma Lombardi, Flora Duffy, Maja Kingma, Zsanett Kuttor-Bragmayer, Julie Derron, Beth Potter, Georgia Taylor-Brown, Taylor Spivey und Laura Lindemann. In der sechsten der sieben Radrunden lag dann plötzlich Laura Lindemann auf der Straße. Auch der Potsdamerin rutschte in einer Kurve das Rad ohne Vorwarnung einfach weg. 20 Sekunden war die nun neunköpfige Führungsgruppe weg, als die deutsche Medaillenhoffnung wieder auf dem Rad saß. Die Verfolgergruppe hinter Lindemann, in der u.a. die Britin Kate Waugh und die US-Amerikanerin Taylor Knibb für das Tempo sorgten, lag noch fast eine Minute dahinter. Lindemann hatte nun keine Chance mehr die Lücke nach vorne zu schließen, die auf den letzten Metern vor der T2 noch von der zweiten Gruppe, in der auch Tertsch und Eim fuhren, eingeholt wurde.

Derron als Leaderin auf die Laufstrecke

Vorne wechselten die neun Athletinnen der Spitzengruppe in Sekundenabständen in die Laufschuhe. Als Erste ging etwas überraschend Julie Derron auf die Laufstrecke, die anschließend sofort von Beaugrand abgelöst wurde. Dem hohen Anfangstempo konnte schon auf der ersten der vier Laufrunden Spivey, Kingma , Taylor-Brown und Duffy nicht mehr folgen. Allerdings hielt die 27-jährige Derron, die von Erfolgscoach Brett Sutton trainiert wird und im Juni noch die Mitteldistanzrennen bei der Challenge Walchsee und beim Ironman 70.3 Switzerland gewinnen konnte, dagegen und bestimmte weiter das Tempo der nun vierköpfigen Führungsgruppe. Nach der Hälfte der Laufdistanz war klar, dass die Medaillen zwischen Beaugrand, Lombardi, Potter und Derron vergeben werden.

Beaugrand lässt die Franzosen jubeln

Nachdem Derron auch in der zweiten und dritten Laufrunde das Tempo vorgab, ging anfangs der Finalrunde Topfavoritin Beaugrand, angepeitscht von tausenden Zuschauern und Fans am Streckenrand, in Führung und hatte sich schnell ein paar Meter Vorsprung erarbeitet. Am besten hielt Derron dagegen, während Potter verzweifelt um Anschluss kämpfte und Lombardi sich als erste geschlagen geben musste.

Casandre Beaugrand lief zum umjubelten Olympiasieg, vor Julie Derron und Beth Potter. Für Emma Lombardi blieb nur der undankbare vierte Platz, gefolgt von Flora Duffy. In der Gruppe der Verfolgerinnen liefen Lindemann und Tertsch ein starkes Rennen, die auf den Plätzen acht und neun auf der Pont Alexandre III Brücke ins Ziel sprinteten. Ein starkes Lauffinale zeigte auch Nina Eim, der als Zwölfte nur zwei Sekunden für eine Top Ten-Platzierung fehlten.