Olympia Paris 2024: Deutsche Triathlon Mixed-Staffel ist Olympiasieger

von tri2b.com | 05.08.2024 um 09:35
Tim Hellwig, Lisa Tertsch, Lasse Lührs und Laura Lindemann sind Olympiasieger in der Mixed-Relay über 4-mal 300 m Schwimmen, 7 km Radfahren und 1,8 km Laufen. Das DTU-Quartett siegte in 1:25:39 Stunden in einer Zielsprintentscheidung vor den USA (1:25:40) und Großbritannien (1:25:40). Rang vier ging an Frankreich, nachdem Startathlet Pierre le Corre in einen vom Neuseeländer Hayden Wilde verursachten Radsturz verwickelt war.

Nachdem bei beiden offiziellen Trainingseinheiten am Samstag und Sonntag das Schwimmen in der Seine aufgrund der zu hohen Keim- und Bakterienbelastung nicht möglich war, pendelten sich pünktlich zum Raceday die Messwerte unterhalb der Grenzwerte ein und es wurde doch noch ein richtiger Triathlon. Die Diskussion um die schlechte Wasserqualität der Seine war am Sonntagabend noch zusätzlich durch den Startrückzug der belgischen Mannschaft angeheizt worden. Die Athletin Claire Michel erkrankte nach dem Einzelrennen an einer bakteriellen Infektion, verbunden mit dem Verdacht, dass die Erkrankung mit dem Schwimmen in der Seine in Verbindung steht. 

Das Rennen: So wurde Deutschland Mixed-Relay Olympiasieger

Punkt 8 Uhr sprangen 15 Athleten vom Ponton an der Pont Alexandre III Brücke in die Seine. Am besten mit der immer noch starken Strömung kam der Spanier Alberto Garcia Gonzalez zurecht, der an der Spitze aus dem Wasser stieg. Perfekt positionierte sich auch Tim Hellwig, der als Dritter wechselte.  Die Soloflucht des Spaniers endete bereits in der ersten der zwei Radrunden und es bildete sich eine große Gruppe mit allen mitfavorisierten Teams.

Neuseeland und Frankreich nach Radsturz früh chancenlos

Die Vorentscheidung im Medaillenkampf löste Hayden Wilde, der Silbermedaillengewinner des Einzelrennens, an der letzten Radwende aus. Der Neuseeländer fuhr dem Franzosen Pierre le Corre ins Hinterrad. Beide stürzten und verloren so den Anschluss. Auf dem Laufkurs machte an der Spitze zunächst der Schweizer Max Studer das Tempo, bevor auf der zweiten Laufrunde der Brite Alex Yee das Kommando übernahm. Tim Hellwig hielt aber dagegen und verlor nur wenige Meter auf den britischen Olympiasieger und übergab an Position zwei an Lisa Tertsch.

Die Darmstädterin konnte im Wasser die Lücke zur Britin Georgia Taylor-Brown nicht schließen und versuchte auf dem Rad erst gar nicht nach vorne aufzuschließen. Sie wurde bald von den Verfolgerinnen, angeführt von der Schweizerin Nina Derron, geschluckt. Die gesparten Körner nutzte Tertsch dann für einen regelrechten Powerrun. Schnell hatte sie sich von ihren Mitstreiterinnen gelöst und machte sich allein auf die Verfolgung der führenden Britin. Als es die zwei 90-Grad Kurven hinab zum Wechsel auf den Ponton ging, war die Deutsche dran und übersprintete Taylor-Brown sogar noch auf den letzten Metern.

Lisa Tertsch übergibt als Führende an Lasse Lührs

Es kam nun zum Duell zwischen Lasse Lührs und Samuel Dickinson. Der Edelhelfer von Alex Yee, der im Einzelrennen zum Beginn des Laufens zur Schonung für die Staffel ausgestiegen war,  setzte den Deutschen nun mächtig unter Druck. Bei den Verfolgern formierten sich derweil die USA mit Morgan Pearson, Portugal mit Vasco Vilaca und die Italiener mit Alessio Crociani, die knapp 20 Sekunden zurücklagen. Chancenlos war das französische Team. Weder Emma Lombardi und Leo Bergere konnten den Zeitrückstand zur Spitze verkürzen. 

Lasse Lührs muss Samuel Dickinson ziehen lassen

Dort setzte Samuel Dickinson in der zweiten Laufrunde eine Attacke, die Lührs nun nicht mehr kontern konnte. Die Lücke ging bis auf fünf Sekunden auf, die Beth Potter nun vor Laura Lindemann mitnehmen konnte.

Beim Schwimmen holte Potter zwei weitere Sekunden heraus und Lindemann lag ihrerseits nur noch elf Sekunden vor der US-Amerikanerin Taylor Knibb, die sich mit einem starken Schwimmen in eine perfekte Ausgangsposition gebracht hatte. Auf dem Rad zeigte Knibb dann eindrucksvoll ihre Extraklasse. Meter um Meter schloss sie die Lücke zu Lindemann, die  sich in der ersten Radrunde bewusst zurückgehalten hatte und sich deshalb Potters Vorsprung kurzzeitig vergrößerte.

Taylor Knibb fährt das Loch zur Spitze zu

Die führende Britin versuchte alles, um die beiden Konkurrentinnen nicht aufschließen zu lassen und hatte die Klettriemen ihrer Radschuhe erst gar nicht geschlossen. Doch auch dieser Schachzug half nichts. Potter wurde von Knibb und Lindemann gestellt. Es sollte zu einem Dreikampf um die Medaillen kommen, da der Abstand zu den abgehängten Verfolgern schon fast eine Minute betrug.

Während Potter einen Blitzwechsel hinlegte und auch Knibb schnell wechselte, verlor Lindemann in der T2 gut 10 Meter und musste die Lücke erst einmal wieder schließen. Dies gelang der Potsdamerin mit einem Zwischensprint auf den ersten Metern der Laufstrecke. Es war nun vor allem Knibb die das Tempo diktierte.  Schon auf der ersten Laufrunde zeigte sich, dass Potters Alleinfahrt auf dem Rad viel Kraft gekostet hatte. Die britische Laufspezialistin verlor ein paar Meter auf Knibb und Lindemann, blieb aber auf Schlagdistanz.

Da ist das Gold: Laura Lindemann macht mit einem langen Zielsprint den Olympiasieg perfekt

Als es in der zweiten Laufrunde auf die Gegengerade entlang der Seine ging, erhöhte Lindemann die Schrittfrequenz und schob sich an Knibb vorbei. Die Deutsche bog als Leaderin auf die Zielgerade auf der Pont Alexandre III Brücke ein und brachte mit einem langen Zielsprint den Olympiasieg nach Hause. Dahinter konnte Potter die kleine Lücke zu Knibb nochmals schließen, die beide Brust an Brust über den Zielstrich sprinteten. Im Fotofinish wurde Taylor Knibb Rang zwei zugesprochen – Olympiasilber für die USA, Bronze für die Briten.

Dahinter zeigte die Olympiasiegerin Cassandre Beaugrand ein beherztes Rennen und brachte Frankreich nach einem gebrauchten Tag noch auf Rang vier ins Ziel, gefolgt von Portugal und Italien. Die Schweizer Staffel folgte auf Rang sieben.   Das österreichische Team kam nicht ins Ziel, da die Schlussathletin Lisa Perterer auf dem Radkurs überrundet wurde und laut Reglement das Rennen vorzeitig beenden musste.