Daniel Döller: Der Austria Triathlon soll sich als eigene Marke weiterentwickeln

Harald Eggebrecht für tri2b.com | 21.06.2024 um 08:45
Von 30. August bis zum 01. September 2024 findet der 37. Austria Triathlon Podersdorf statt. An drei Wettkampftagen wird dabei wieder ein komplettes Wettkampfprogramm angeboten: Vom Kinder-Aquathlon am Freitag, über die traditionelle Lang- und Mitteldistanz am Samstag, bis zur Sprint- und Olympischen Distanz am Sonntag. Zu dritten Mal wird dabei das Schwimmen in der St. Martins-Therme und nicht mehr im Neusiedler See ausgetragen. Ob das auch in der Zukunft so bleibt und wohin sich der Austria Triathlon entwickelt, erklärt Organisator Daniel Döller im tri2b.com-Interview.

tri2b.com: Der Austria Triathlon in Podersdorf ist vielen Triathlet:innen vor allem wegen einem Bild im Gedächtnis eingebrannt. Die Startszene am Neusiedler See mit dem Leuchtturm, dem Wahrzeichen vorn Podersdorf am See. Ist dieses Bild nach dem notgedrungenen Umzug in die St. Martins Therme für immer Geschichte?
Daniel Döller (D.D.): Momentan wäre vom Wasserstand wieder ein Schwimmen im Neusiedler See möglich, was auch der Tourismus befürworten würde. Als Sportler sage ich aber ein 9 Meter tiefer See ist besser als ein nur 1,20 Meter tiefes Gewässer. Wir haben dazu auch eine Umfrage gemacht. Das Ergebnis war Pro Therme, aber es war nicht ganz so eindeutig, wie ich es erwartet hatte. Es gibt schon Athleten, die gerne wieder in den Neusiedler See zurückwollen. 2024 bleiben wir aber auf jeden Fall in der St. Martins Therme.

tri2b.com: Wie schauen die Überlegungen jenseits der diesjährigen Austragung aus?
D.D.: Man muss natürlich den Wasserstand im Neusiedler See beobachten. Wenn es der Wasserstand hergibt, dann wäre in Zukunft eine hybride Lösung vorstellbar. Die würde so aussehen, dass bei der Lang- und Mitteldistanz, bei der es auch um ein sportlich absolut faires Schwimmen geht, im See an der St. Martins-Therme geschwommen wird. Der Sprint- und die Olympische Distanz mit dem Schwimmen nach Podersdorf am See zurückkehrt. Das würde auch die Logistik deutlich vereinfachen, da die zwei Wechselzonen vor allem für die kurzen Distanzen extrem aufwändig sind. Oder wenn die gesetzten Maßnahmen der Landesregierung greifen und ein Zufluss in den See stattfindet, das Schwimmen wieder komplett im Neusiedlersee zu machen. Wir halten uns alle Optionen offen.

Der Leuchtturm von Podersdorf am See - das Wahrzeichen des Austria Triathlon - steht jetzt als Miniaturausgabe am Wasserausstieg in der St. Martins-Therme - © Austria Triathlon

tri2b.com: Neben dem Austria Triathlon sind die Ironman-Wettbewerbe in Klagenfurt und Zell am See, sowie die Rennen der Challenge Family am Walchsee und in St. Pölten die mit bekanntesten Triathlon-Rennen in Österreich mit internationaler Beachtung. Wie verlockend ist ein Wechsel zu einem dieser Triathlon-Labels?
D.D.: Wir stehen aktuell bei circa 2000 Athletinnen und Athleten, verteilt auf unser komplettes Wettkampfangebot. Damit müssen wir uns vor den Events der großen Triathlon-Labels nicht zu verstecken. Unsere Eigenständigkeit aufzugeben macht aus jetziger Überlegung auch auf Grund der Mehrkosten für uns deshalb keinen Sinn, da bei uns die familiäre Atmosphäre und die Athletinnen und Athleten im Mittelpunkt stehen und wir in 37 Jahren eine eigene Marke aufgebaut haben. Das ist unsere oberste Maxime. Dass dies der richtige Weg ist, zeigt sich auch in der Tatsache, dass der Anteil an Starterinnen und Startern, die immer wieder nach Podersdorf zurückkommen sehr hoch ist.

Wir haben viel gemacht in den letzten Jahren und haben unser Level trotz der Corona-Krise gehalten. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir die Teilnehmerzahlen wieder steigern können und dabei das spezielle Podersdorf-Flair beibehalten. Mir gefällt in diesem Zusammenhang der Allgäu Triathlon sehr gut. Die sind modern, haben ein tolles Design und sind lokal verwurzelt. Das ist der Weg, den auch wir gehen. Nicht zu einem Label, denn wir sind auch als eigenständige Brand stark genug.

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tri2b.com: Wie wichtig sind für den Austria Triathlon die Athletinnen und Athleten aus Deutschland?
D.D.: Sehr wichtig, denn die Triathlet:innen aus Deutschland machen den zweitgrößten Anteil bei uns aus. In Zahlen sind das etwa 300 Athletinnen und Athleten, bzw. 15 %, die an einer der vier angebotenen Distanzen teilnehmen. Unser Rennen hat durch die lange Historie auch in Deutschland einen guten Namen. Allerdings sind wir geografische doch ein Stück weit von Deutschland entfernt, anders als z.B. die Challenge Walchsee. Nach Podersdorf muss man schon gezielt wollen. Da gibt es natürlich die Einzelkämpfer, die allein tausende Kilometer zu einem Rennen fahren. Wir wollen aber insbesondere die Familien ansprechen, die sich dafür Zeit nehmen und drum herum ihren Urlaub genießen wollen. Da kann der Papa die Mittel- oder Langdistanz machen, die Mama den Sprint- oder die Olympische Distanz – oder andersrum. Und die Kinder können beim Aquathlon starten. Dazu kommt die Kulinarik, die in unserer Weinregion sehr viel zu bieten hat. Mit dem Angebot in der St. Martins-Therme & Lodge und dem Nationalpark Neusiedler See Seewinkel haben wir alles, was es für einen tollen Urlaub bei uns braucht.

15 % der Teilnehmer:innen kommen beim Austria Triathlon aus Deutschland - und entführen auch schon mal den Sieg - so wie 2023 Anja Kobs auf der Langdistanz - © Austria Triathlon

tri2b.com: Wie bleibt man generell als Triathlon-Race im Gespräch, in einer Zeit in der einem auf Social-Media die Angebote nur so um die Ohren gehauen werden?
D.D.: Das ist in der Tat schwierig in der heutigen schnelllebigen Zeit. Gute Erfahrungen habe ich mit unserem eignen Austria Triathlon Team gemacht. Hier können sich echte Triathlon-Rookies zum Anfang des Jahres für einen der Plätze bewerben. Die Athletinnen und Athleten erhalten dann Ausrüstung und verschiedenste Trainings- und Betreuungsangebote im Wert von 3.500 EUR. Dafür berichten die außerwählten Teammitglieder dann über die Social-Media-Kanäle über ihren Trainingsfortschritt bis zum großen Raceday. Ein weiterer Multiplikator ist unsere Kooperation mit Brownlee Fitness, der Trainingsplattform von Alistair und Jonathan Brownlee, die mit ihrer liebenswerten und familiären Art perfekt zu unseren Werten passen. So steigern wir unsere Bekanntheit auch in einem komplett neuen Markt.

tri2b.com: Genug Teilnehmer ist die eine Seite. Gleiches gilt für die Helfer, ohne die kein Triathlon-Rennen stattfinden kann. Immer öfter hört man von Veranstaltungen, die aufgrund von Helfermangel nicht mehr stattfinden können. Wie stellt sich die Situation beim Austria Triathlon dar?
D.D.: Wir haben den Vorteil, dass wir unsere Helfer und Helferinnen seit 37 Jahren bezahlen. Nur meine direkten Freunde helfen komplett freiwillig. Dadurch ist eine gewisse Verbindlichkeit da und es kommt keiner auf die Idee nach zwei Stunden zu sagen, ich habe jetzt keine Lust mehr und gehe heim. Das sind natürlich zusätzliche Kosten, aber so finden wir immer wieder Leute, die sagen, ich unterstütze den Sport und bekomme auch noch etwas Geld dafür. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass es anderen Veranstaltern immer noch gelingt, nur für ein T-Shirt genügend Helfer zu finden, die mit vollem Einsatz dabei sind. Was die Radstrecke angeht haben wir in den letzten Jahren sicher gut 20.000 EUR per anno zusätzlich für einen professionellen Security-Service investiert, um dort die Sicherheit nochmals zu erhöhen.

© Austria Triathlon