Porträt: Maik Twelsiek wird im Allgäu nicht nur die Landschaft genießen

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 25.07.2002 um 15:42
Im vergangenen Jahr verhalf der junge Maik Twelsiek vom TV Lemgo seiner Mannschaft zum Aufstieg in die 1. Bundesliga und holte sich den Landestitel im größten Landesverband der DTU . Ein Start bei der Deutschen Meisterschaft über die Mitteldistanz, mehr zum Spaß, ließ dann aufmerken: der Youngster wurde auf Anhieb Vierter. Twelsiek ist eines der größten Talente in Nordrhein-Westfalen ...

Wenn Maik Twelsiek über Immenstadt spricht, bekommt er jedes Mal gute Laune: Vor einem Jahr war der Ostwestfale eine der Entdeckungen der deutschen Titelkämpfe über die Mitteldistanz. Damals hatte der schlanke 21-jährige Newcomer bis mitten in den Halbmarathon in Führung gelegen – nach einem überragenden Soloritt durch die Allgäuer Voralpen. Am Ende wurde er Vierter. Davon war er selbst genauso überrascht, wie die Konkurrenz, denn unterwegs hatte er noch die Landschaft und die tolle Atmosphäre genossen. In Nordrhein-Westfalen allerdings ist er längst nicht mehr das „Dark Horse“. Vor vier Jahren vom Fußball zum Triathlon gewechselt Am 7. Mai wurde Maik Twelsiek in Viernheim Deutscher U23-Meister im Duathlon und distanzierte dabei unter anderem die Favoriten Sebastian Dehmer und Nils Hofeditz um mehr als eine Minute. Und wie in Immenstadt im Vorjahr, fuhr er auch dort auf dem Rad in einer eigenen Klasse. Dass er solche Rennen aber auch noch „nach Hause laufen“ kann, wusste er selbst aus zahlreichen Erfolgen im eigenen Landesverband. Dort hatte er 2001 mehrmals Rennen der 2. Bundesliga für sich entschieden – als einer der stärksten Läufer. Das Kraulschwimmen hat der Ex-Junioren-Fußballer und Tennisspieler erst 1998 richtig gelernt. Alle bescheinigen Maik Twelsiek dabei ein überdurchschnittliches, motorisches Talent, denn seine Bestzeit über 1000 Meter liegt schon jetzt knapp über 12 Minuten. „Ich bin wohl ein Schönwetter-Sportler ...“ Um die 20 Stunden trainiert Twelsiek, der im dritten Jahr für den Neu-Bundesligisten TV Lemgo startet, pro Woche. Bei schönem Wetter „immer aufs Rad, wenn es nicht so gut ist, wird gelaufen“, erläutert der gelernte Industriekaufmann seine Trainingsgewichtung. Ganz orientierungslos allerdings arbeitet er da nicht, denn im früheren Spitzentriathleten Stefan Woytowicz hat er einen Berater, der auch schon den NRW-Kader als Landestrainer betreut hat. Der frühere Leistungsschwimmer und Läufer betreut jetzt als Diplom-Sportlehrer in Lemgo eine der größten Triathlon-Talentschmieden in Deutschland. Unbekümmert, draufgängerisch, aber dabei ziemlich bescheiden ... Aber die besondere Stärke des 1,86 Meter großen Youngsters war nie die Kraft, sondern Ausdauer. Und vielleicht auch Bescheidenheit – damit setzt man sich dann in Individualsportarten wohl eher durch, als in einer Fußballmannschaft. Der Mann, der als Lieblingsspeise Mutters Pudding angibt, sieht sich fast nie vor seinen Starts als Mitfavorit, aber er attackiert im Rennen unbekümmert. In der diesjährigen Landesmeisterschaft im Duathlon schloss Twelsiek auf der Radstrecke zu den holländischen Topleuten Huub Maas und Nico Weerkamp auf und fuhr auch gleich vorbei. Beide Weltklasse-Duathleten konnten ihm nur mit Mühe folgen, im Lauf hatte Twelsiek danach noch keine echte Chance. Doch wurde der Mut mit dem überlegenen NRW-Titelgewinn belohnt – im Triathlon holte er den im vergangenen Jahr ähnlich deutlich. „Das Radfahren hat im letzten Jahr super Spaß gemacht!“ Ganz planmäßig ist in dieser Saison die Vorbereitung auf den Allgäu-Klassiker allerdings nicht verlaufen. Wochenlang behinderten Twelsiek Probleme mit dem Magen bei den intensiveren Trainingseinheiten und auch der Umfang war deutlich niedriger als geplant. Also ging er in der Zwischenzeit, nach der Beendigung des Zivildienstes, ein wenig an gleicher Stelle jobben. Denn seine Hauptsponsoren sind nach wie vor die Eltern, bei denen Maik Twelsiek zumindest bis zu seinem BWL-Studium im Herbst auch noch wohnt. Ob sich daran in nächster Zeit allzu viel ändern wird, will der ruhige Ostwestfale aber nicht vom DM-Resultat am kommenden Samstag in Immenstadt abhängig sehen. Dort sieht sich Twelsiek in seiner vierten Triathlon-Saison („Irgendwann habe ich auch schonmal Lust auf einen ganz langen Kanten“) überhaupt nicht unter Druck: „Da unten sind wohl die Gleichen wie im letzten Jahr die Favoriten und dazu kommt ja auch noch Faris al Sultan. Aber wenn die Beine wieder so gut sind, kann ich vielleicht auf dem Rad ein paar Meter gut machen.“ – Dann allerdings werden auch die großen Favoriten gut laufen müssen, denn noch einmal will Maik Twelsiek auf den letzten Kilometern nicht so eingehen, wie im vergangenen Jahr.
Zaehler